10 Eltern-Fragen zur Eingewöhnung an mich als Kita-Expertin

2. Aug. 2023 | beziehungsstarke Kita-Eingewöhnung, Blog | 0 Kommentare

Seit fünf Jahren (2018) bekomme ich jede Woche Eltern-Fragen zur Eingewöhnung. „Stefanie, was sagst du dazu?“ Nachrichten erreichen mich per Email oder Instagram. Doch sind pauschale Antworten hilfreich? Jedes Kind, jede Familie, jede Kita ist anders! Also schaue ich individuell und ganz genau hin. Im Happy Kita Start Begleitprogramm schreiben mir meine Beratungsfamilien wöchentlich Updates von der Eingewöhnung mit den wichtigsten Details:

  • Was ist die letzten Tage passiert?
  • Wie lief die Trennung?
  • Wie geht´s meinem Kind und mir?

Nach der Beschreibung stellen die Mamas und Papas konkrete Fragen an mich. Die ich dann maßgeschneidert und persönlich für jede Familie einzeln beantworte.

Da ich hunderte Eingewöhnungsprozesse begleitet habe, lese ich natürlich auch zwischen den Zeilen, schätze die Lage aus fachlicher Sicht ein und beantworte Fragen, die gar nicht gestellt wurden. 😉

Eltern sind Expert*innen für ihr Kind. Eltern sind aber keine Pädagog*innen.
Zu oft wird von ihnen erwartet, dass sie sich blind auf die Fachkräfte, die „schon wissen, was sie tun“ verlassen müssen (und dann leider oft verlassen sind).
Als Pädagogin und Kita-Fortbildnerin und als Mutter zweier Kinder kenne ich beide Seiten und schaue ganzheitlich auf den Eingewöhnungsprozess. Dabei habe ich KIND-Eltern-Fachkräfte im Blick.

Stefanie von Brück

Die folgenden Beispiele sind Fragen, die mir an einem Tag im Juni 2023 gestellt wurden.

10 Eltern-Fragen zur Eingewöhnung

(1) Es war ein richtiges Drama, hätte ich ihn noch besser vorbereiten können?

Eine Mama berichtet:

„Sie [die päd. Fachkraft] meinte nur, es wäre ein richtiges Drama gewesen, aber genaueres weiß ich leider nicht. Ich hatte mit ihm alles einen Tag vorher und auch an dem Morgen erklärt, aber hätte ich ihn noch besser darauf vorbereiten können? Ich habe Bedenken, dass uns diese Situation wieder zurückgeworfen hat. Was denkst du?“

Eine gute Vorbereitung auf die Eingewöhnung ist super wichtig – nicht nur das Kind, sondern auch Mama*Papa (oder eine andere familiennahe Begleitperson) müssen sich auf die Eingewöhnung an sich, aber vor allem auf die Trennungssituation im speziellen vorbereiten. Was passiert, wenn Trennungen zu früh sind?

Im Happy Kita Start Begleitprogramm habe ich eine eigene Methode für Trennungssituationen entwickelt, die sehr gut funktioniert. Denn trotz aller Vorbereitung, es kommt immer auf den Moment der Umsetzung an.

  • Können/Wollen sich Elternteil und Kind lösen?
  • Welche Rolle spielt die pädagogische Fachkraft?

(2) Kind möchte in der Kita nicht auf Toilette. War das alles zu viel Stress?

Ob so eine Situation „zu viel Stress“ ist, darauf gibt es keine pauschale Antwort. Ja, kann sein. Nein, es kann auch an etwas anderem gelegen haben. Deswegen schreiben mir die Eltern eine Zusammenfassung der Tage, so dass ich anhand der Gesamtsituation (Wie lief es heute? Wie lief es die letzten Tage?) abschätzen kann, wie es dem Kind geht und was der nächste beste Schritt ist. Und dann gebe ich Impulse und Praxistipps für konkrete Lösungen, die genau auf das Kind in dieser Situation passen.

(3) Kind schmeißt Sand, haut und schubst plötzlich bei der Tagesmutter. Wie kann ich mit diesem Verhalten meines Sohnes umgehen?

Das Verhalten dieses Kindes war neu. Die Eingewöhnung lief schon eine Weile und es klappte richtig gut. Dann kam eine Wendung, das Sand schmeißen und Schubsen kam hinzu. Und ich sehe es als Signal. „Schau mal hier zu mir., ich habe dir etwas mitzuteilen.“ Hier ist es auch wieder meine Aufgabe mit Blick auf die Gesamtsituation und den Eingewöhnungsprozess mögliche Ursachen herauszufiltern und Empfehlungen zu geben, was sich am Setting ggf. ändern muss, damit es dem Kind gut geht.

(4) Kind vorzeitig Abholen ja/nein, Kind wieder Mitnehmen ja/nein?

Die Trennungszeit und Stimmung des Kindes war wackelig. Die Tagesmutter hat ihr Bestes gegegeben, war mit der Mama via Handy im Austausch. Das war gut, aber so richtig wusste sie auch nicht was das richtige ist. So eine Stimmungslage bei einem Kleinkind kann sich im Minutentakt ändern. Die Mama schilderte mir dann in der Q+A Session die Lage und fragte: „Was sind deine Gedanken zu dem etwas chaotischen Tag; was hätten wir vielleicht anders machen können? Hast du Tipps für morgen?

(5) Wäre ein freier Tag pro Woche kontraproduktiv?

Die Mama ergänzte noch: „Ich könnte einen freien Tag einplanen, so dass er wieder Kraft für die nächste Woche tanken kann.“ Flexible zu sein ist auf jeden Fall schon hilfreich, ob ein freier Tag gut ist oder nicht, muss natürlich individuell geschaut werden. Wenn dein Kind schon regelmäßig ni Betreuung geht, lies dazu gern den Blogartikel „Kinder haben ein Recht auf freie Tage. Eltern auch.“ Solange es noch um Eingewöhnung geht, gilt folgendes:

Pausentage sind grundsätzlich eine gute Möglichkeit, dass ein Kind mit der Betreuungszeit nicht überfordert und gestresst wird. Pausentage können auch während der Eingewöhnung Wunder wirken, wenn dadurch die Kooperationsbereitschaft wieder hergestellt wird und mehr Kraft da ist.
Wann der Pausentag gemacht wird, muss strategisch und situationsbezogen gut überlegt werden.
Pausentage können auch kontraproduktiv sein. Für den Moment sind sie zwar gut, aber wenn sie eine „Exit-Strategie“ vor schwierigen Situationen bilden ist das auf Dauer keine Lösung, weil sie dann nicht an der Ursache wirken.
Angst geht durch Vermeidung nicht weg. Ich gebe Eltern konkrete individuelle Lösungsmöglichkeiten und Strategien für die Eingewöhnung an die Hand.

Stefanie von Brück, Expertin für beziehungsstarke Eingewöhnung

(6) Woher könnte diese Verlustangst kommen?

„Heute ging gar nichts. Er ist nicht ins Spiel gekommen wie sonst. Er hat alles abgelehnt, sich an mich geklammert und sehr geweint. Fachkraft fragte, woher diese Verlustangst kommen könnte?

Das ist eine extrem individuelle Frage, die lässt sich nur mit genauer Analyse beantworten, und genau dafür ist ja auch das Happy Kita Start Begleitprogramm da. Und in manchen Fällen braucht es auch psychotherapeutische Abklärung zusätzlich.

(7) Ich soll meinem Kind versprechen, dass ich nicht wieder gehe. Was tu ich dann am besten?

Die Mama berichtet „Er wollte aber ständig, dass ich verspreche, dass ich nie wieder weg gehe.“ und das ist eine verflixte Dilemma-Situation. Generell gilt:

Versprich deinem Kind nichts, was du nicht halten kannst.

Und „nie wieder gehen“ kannst du nicht halten, der Sinn von außerfamiliärer Kinderbetreuung ist ja, dass die Eltern wieder gehen und die Kinder dort bleiben und später abgeholt werden. Die Wahrheit „Aber ich muss irgendwann gehen.“ hilft deinem Kind in dem Moment aber meist auch nicht weiter. Mit dir gemeinsam erforsche ich dann im Happy Kita Start Begleitprogramm

  • worum es deinem Kind wirklich geht,
  • welches Bedürfnis hinter der Aussage steckt,
  • was du tun kannst, um sein Bedürfnis zu befriedigen,
  • was du deinem Kind antworten kannst, ohne ein unhaltbares Versprechen zu geben.

(8) Wie antworte ich kindgerecht auf „Ich will nicht mehr in den Kindergarten.“?

Die Mama berichtet, ihr „Kind sagt abends vor dem Einschlafen, dass es nicht mehr in den Kindergarten gehen möchte, die 2 Tage reichen ihm.“ Und wahrscheinlich verstehen wir alle, dass eine 2 Tage Woche auch vollkommen ausreichend wäre. Ok, nur 2 Tage Arbeiten ist kurz, ich zumindest mag meinen Beruf echt doll. Familien zu begleiten, Fachkräfte fortzubilden ist etwas was ich sehr sehr gerne mache und gut kann. Aber bissl mehr Freizeit wäre schon cool.

Aber zurück zum Kind, das nicht in die Kita will. Die Gründe sind vielfältig, die typischen Eltern-Reaktionen machen es meistens schwerer. Ich gebe allen Mamas und Papas meine Geheim-Strategie an die Hand, mit der sie solche Situationen egal wann, wo und wie sie auftreten, beziehungsstark meistern können.

(9) Soll ich ihm die Trennung schon im Auto ankündigen oder erst in der Situation?

Das kommt drauf an, wann ein Kind welche Info braucht, damit es sich sicher fühlt, aber auch keine Aufregung ausgelöst wird. Das finden wir gemeinsam heraus.

(10) Was könnte man sagen, wenn Kind mich auffordert mitzukommen und die Erzieherinnen das nicht möchten?

Die Antwort ist vielschichtig und abhängig davon,

  • welcher Tag bzw. welche Woche der Eingewöhnung ist es?
  • an welchem Punkt ist der Eingewöhnungsprozess was Bindungs- und Beziehungsaufbau betrifft?
  • warum möchte das Kind, dass Mama*Papa mitkommt?
  • warum möchte es die päd. Fachkraft nicht?
  • was wurde vorher zwischen Eltern und Fachkraft angesprochen?
  • was wurde zwischen Eltern und Kind abgesprochen?
  • wie reagiert das Kind, wenn Mama*Papa sitzen bleiben wollen?
  • wie fühlen sich die Eltern, wenn sie gleichzeitig sitzen bleiben und mitkommen sollen?
  • (es gibt noch viel mehr Fragen)

Das heißt anhand der Situationsbeschreibung und weil ich den bisherigen Verlauf der Eingewöhnung kenne, schätze ich die Lage ein. Und erst DANN kommt je nach Situation der passende Satz, den die Eltern an die pädagogische Fachkraft senden können. Ich biete im Happy Kita Start Begleitprogramm ganz konkrete Formulierungen an, die Mama*Papa direkt so übernehmen oder noch für sich abwandeln können, damit der Satz auch authentisch nach ihnen klingt.

Was Eltern mir zurück schreiben, wenn sie meine Antworten gehört haben.

Doch es reicht nicht, nur Eltern zu stärken.

Die pädagogischen Fachkräfte sind genauso in der Verantwortung. Ich möchte in der Kita-Welt etwas bewirken, damit möglichst viele Kinder eine positive Erfahrung erleben dürfen:

Eingewöhnung ohne Tränen-Drama.

Ohne Gewalt.

Die Fortbildung

„beziehungsstarke Eingewöhnung“

ist Gewaltprävention.

Auf ins Kita-Abenteuer. Das Bild zeigt das Cover des Elternratgebers der Autorin Stefanie von Brück zum Thema Eingewöhnung.

Wie finde ich die richtige Betreungseinrichtung? Wie läuft eine gute Eingewöhnung ab? Wann ist mein Kind bereit für die erste Trennung Wie viel Weinen ist ok? Dies und mehr beantworte ich in meinem Eingewöhnungs-Ratgeber „Auf ins Kita-Abenteuer“.

.
Stefanie von Brück

Stefanie von Brück

ist Expertin für beziehungsstarke Eingewöhnung, Familie und Kita. In ihrem früheren Berufsleben hat sie als Lehrerin (Staatsexamen) für Sozialpädagogik, Ethik/Philosophie zukünftige pädagogische Fachkräfte ausgebildet. Heute

  • unterstützt sie online Eltern bei der Eingewöhnung ihrer Kinder und
  • begleitet sie anschließend durch die gesamte Kita-Zeit,
  • bildet deutschlandweit pädagogische Fachkräfte und Kita-Teams fort und
  • gründet ehrenamtlich einen Bildungscampus (eigene Kita und freie Schule) in Leipzig.

Als Pädagogin, Mutter und Visionärin steht sie für ein bedürfnisorientiertes, bindungssicheres und beziehungsstarkes Zusammensein zwischen Erwachsenen und Kindern in Familie UND Kita. Auch wenn nicht alles FriedeFreudeEierkuchen ist. Denn dann ist es am schwierigsten und gleichzeitig am wichtigsten.

Stefanie von Brück ist Vermittlerin zwischen Kind, Eltern und pädagogischen Fachkräften und hat stets das Beziehungsdreieck im Blick, so dass alle Beteiligten gleichwürdig respektiert werden.