23 Mythen über Eingewöhnung und kurze Erklärungen warum sie FALSCH sind

10. Jul 2021 | beziehungsstarke Kita-Eingewöhnung, Blog | 6 Kommentare

Rund um Eingewöhnung in Kita & Co. gibt es Mythen, die sich echt hartnäckig halten. In den Köpfen von pädagogischen Fachkräften und Eltern sowie im Internet und sogar in Fachbüchern geistern sie als allgemeine Wahrheiten immer noch herum und beeinflussen das Erleben und Verhalten bei der Eingewöhnung von Kindern in Krippe, Kita, Tagespflege oder Kindergarten. Doch diese Vorstellungen müssen kritisch hinterfragt werden. Also hab ich mich mal dran gesetzt und sie auseinandergepflückt.

Inhaltsverzeichnis

23 Mythen über Eingewöhnung und kurze Erklärungen warum sie FALSCH sind

Vorwarnung: Alle genannten Beispiele sind real und wurden von Müttern in meinen Beratungen oder im Internet und von pädagogischen Fachkräften gesagt. Sie können Kopfschütteln, Widerstand, Sorgen, aber auch Aha-Momente auslösen. Außerdem Ärger und Zweifel an guter Kinderbetreuung. Aber eben auch Sicherheit und Kraft, dass der bindungs- und bedürfnisorientierte, beziehungsstarke Weg in der Eingewöhnung RICHTIG ist. Und daraus kann Zuversicht wachsen.

1. Mythos – Eine zu starke Bindung behindert die Eingewöhnung.

FALSCH. Eine starke Bindung sorgt dafür, dass das Kind genügend Urvertrauen hat, um sich neugierig und selbstsicher ins Abenteuer Leben zu wagen. Ein stark gebundenes Kind löst sich von seinen ersten Bindungspersonen (idR den Eltern), weil es erlebt hat, dass es Menschen vertrauen kann. Also wird es sich auch anderen Menschen öffnen, sofern sich diese einfühlsam und achtsam um eine gute Beziehung zum Kind bemühen. Wenn ein Kind sich in der Eingewöhnung nur schwer löst, dann liegt das NICHT an der ZU starken Bindung. Vielleicht fällt es Mamas schwer mit dem Loslassen, kann sein. Aber es gehören zu einer guten Eingewöhnung so! viele Variablen dazu. Eine starke Bindung unterstützt die Eingewöhnung, ich betone das immer wieder (auch in meinen Beratungen erzählen Mamas ihre Zweifel, ob die Erzieherin nicht doch rech hat mit ihrer Aussage).
Liebe Mama, lass dir nix einreden. Glaub an dich und dein Kind!

2. Mythos – Ein Kind darf sich nicht daran gewöhnen, dass Mama*Papa lange dabei sind.

FALSCH. Ein Kind braucht in der Eingewöhnung Sicherheit, Vertrauen und Orientierung, um nur mal drei Schlagworte zu  nennen. Und in neuen, unbekannten Umgebungen, bekommt es diese Bedürfnisse von den Eltern befriedigt, die es in der Situation begleiten. Hinter diesem Mythos steckt die Annahme, man dürfe dem Kind nur ja nicht zu viel erlauben, es könnte an zu viel Nähe gewöhnt oder „verwöhnt“ werden und die Eltern ausnutzen. Sie gar erpressen, wenn diese dann irgendwann weggehen und das Kind in der Kita lassen sollen. Stimmt aber nicht. Eine Schnecke kommt aus ihrem Schneckenhaus, wenn sie sich sicher fühlt. Ein Kind verlässt den Kreis der Sicherheit (den „Dunstkreis“ der Eltern), wenn es sich sicher fühlt. Das dauert ein paar Tage. Oder auch Wochen. Bis es soweit ist, braucht das Kind Mama*Papa an seiner Seite. Mehr dazu erkläre ich auch in meinem Eingewöhnungs-Ratgeber „Auf ins Kita-Abenteuer“.

3. Mythos – Alle sind zuständig, ein Kind muss sich bei jedem:r Erzieher:in abgeben lassen.

FALSCH. Dahinter liegt die Annahme, dass ein Kind sich nicht zu sehr an eine:n Erzieher:in binden sollte, damit es sich nicht abhängig macht und es dann schwerer hat, wenn diese Person mal nicht da ist oder sich um ein neues Eingewöhnungskind kümmert. Aber Bindung und Beziehung entwickelt sich nicht per Knopfdruck. Es ist wichtig, dass ein Eingewöhnungskind eine feste Verbindung zu einer Betreuungsperson aufbaut und sich dann von diesem Anker aus, auch den anderen Fachkräften zuwendet und neue Verbindungen knüpft. Von einem Kind nach wenigen Wochen zu erwarten, dass es sich früh morgens bei egal wem einfach so abgeben lässt, ist zwar praktikabel für das Team, aber nicht kindgerecht.

4. Mythos – Früher sind die Eltern einfach gegangen, das hat doch auch geklappt.

FALSCH. Oder doch: Ja, es hat geklappt. Aber war es deswegen gut? Wohl eher nicht. Denn wahrscheinlich klappte es nur, weil die Kinder keine andere Wahl hatten. Und das Gehirn sich dann ganz entsprechend seiner drei Stress-Reaktionen (Kampf, Flucht, Starre) für die letztere Option (Resignation) entschieden hat. Denn Flucht (weglaufen) war nicht möglich und Kampf (weinen, schreien) wurde oftmals übergangen. Ja, es kann Kinder geben, die lassen sich problemlos an Tag 1 abgeben. Ist aber nicht die Regel.

5. Mythos – Mütter können nicht (gut) Loslassen.

FALSCH. Und ein Totschlagargument noch dazu. Aber es ist so (und ich kann das aus 3 Jahren Beratungstätigkeit bestätigen): Mütter lassen los, wenn sie sicher sind, dass ihr Kind gut aufgehoben ist. Wenn sie wissen, dass sie angerufen werden, sollte ihr Kind sie brauchen (und sich nicht trösten lassen). Mütter lassen los, wenn sie Erzieher:innen vertrauen, weil diese eine gute Beziehung und Bindung zu ihrem Kind aufgebaut haben. Wenn sie von den Fachkräften ernst genommen und respektiert werden. Kurzum: wenn ihre Bedürfnisse befriedigt sind. Liebe Mama, DU BIST NICHT SCHULD AN EINER SCHWIERIGEN EINGEWÖHNUNG.

6. Mythos – Eingewöhnung mit Vätern klappt besser.

FALSCH. Denn darin steckt oft die versteckte Annahme, Väter hätten keine so enge Bindung zu ihren Kindern wie Mütter oder würden nicht so „klammern“ wie Frauen. Ich rebelliere gegen diese Diskriminierung aufgrund des Geschlechts bzw. der Verwandschaftsbezeichnung. Ja, die meiste Elternzeit verbringen statistisch gesehen immer noch Mütter mit ihren Babys und Kleinkindern. Und die Beziehungsquantität hat Auswirkungen auf die Bindung. Aber deswegen haben Papas keine Bindung 2. Ordnung. Die Beziehungsqualität entscheidet. Außerdem steckt in diesem Mythos auch der tiefsitzende Glaube, dass Männer weniger Gefühle haben/zeigen. Es ihnen also nicht so viel ausmacht, wie den „emotional empfindsamen Helikopter-Müttern“. Ja, es gibt Unterschiede bei den Elternteilen. Doch dieses geschlechterklischeehafte, verallgemeinernde Weltbild ist unangemessen. Besser wäre mal genauer hinzuschauen, wieso es dem einen Elternteil leichter und dem anderen schwerer fällt. Und dann empathisch darauf zu reagieren.

7. Mythos – Die erste Trennung am 4. Tag ist normal.

FALSCH. Eine Trennung am 4. Tag steht so im Plan des Berliner Eingewöhnungsmodells, ja das stimmt. Das heißt „normal“ im Sinne von „kommt am meisten so vor“ stimmt. Aber „normal“ im Sinne von „ist halt so, brauchen wir uns nicht drum kümmern, machen wir einfach so nach Schema F“ – äääh – NEIN. Das ist so gar nicht gut. Für viele Kinder ist eine Trenung am vierten Tag noch zu früh. Und die Trennung am 4. Tag zu probieren nur um dann Festzustellen, ob das Kind heult, halte ich für verkehrt. Es braucht individuelle und friedliche erste Loslassversuche (ich weiß auch wie das geht). Denn jedes Kind hat sein eigenes Tempo.

8. Mythos – Verabschieden ist besser „kurz und schmerzlos“.

FALSCH. Es wird dann nämlich meistens schmerzvoll. Nur weil es schnell geht ist es nicht leichter für das Kind. Es ist meist eher verwirrt und überrascht und kann evtl. nicht so schnell die Lage einschätzen. Das heißt aber nicht, dass es ihm damit besser geht. Und auch ein evtl. Weinen ist nicht schneller vorbei, wenn das Kind „kurz und schmerzlos“ vom Arm abgepflückt wird. Meistens ist es umso dramatischer. Sich beim Abschied Zeit zu lassen ist kein Problem. Dass der Faktor Zeit aber zum Problem werden könnte (und wie man es vermeidet), kläre ich in meinem Happy Kita Start Begleitprogramm.

9. Mythos – Man kann ja nicht alle Kinder gleichzeitig trösten.

FALSCH. Ääääh Moment. Also man kann ja wirklich nicht ALLE Kinder gleichzeitig trösten (denkst du dir jetzt vielleicht). Warum dieser Mythos trotzdem falsch ist? Weil er dazu benutzt wird Tränen des Kindes herunterzuspielen und sein Bedürfnis nach Trost nicht zu befriedigen, weil „es geht halt nicht bei allen gleichzeitig, also dürfen wir es nicht zu sehr dran gewöhnen, dass es Trost bekommt, weil wenn dann alle auf den Schoß wollen…“. Arghhh. Da steckt auch wieder das Verwöhnmonster drin. Aber ganz ehrlich: WANN weinen wirklich ALLE Kinder gleichzeitig? Ich war mal bei einem Feueralarm in der Kita meines Sohnes dabei. Der kam überraschend in der Mittagszeit. Ca. 140 Kinder (1-6 J.) mussten (die Kleinen schon im Schlafanzug) nach draußen in den Garten. Das war ein schwieriger Moment für alle Beteiligten. Die Sirene war laut. Sehr viele Kinder haben geweint. Alle aber nicht.
Und dann frage ich mich: wie oft in der Woche kommt ein Feueralarm o.ä. vor, so dass wirklich sehr sehr viele Kinder gleichzeitig weinen, so dass nicht alle gleichzeitig getröstet werden können? Also dieser Mythos ist in meinen Augen eine Ausrede emotionale Bedürfnisse nicht zu befriedigen.

10. Mythos – Weinen gehört dazu. Da muss das Kind durch.

FALSCH. Weinen kann zu einer Eingewöhnung dazugehören, ja. Aber es MUSS nicht so sein. Und ein Kind muss da auch erst recht nicht durch. So eine pauschale Aussage ist nicht tragbar. Kinder brauchen Trost. Weinen kann mit einer beziehungsstarken Eingewöhnung vermieden werden. Ich habe schon viele Mamas bei der Eingewöhnung ihrer Kinder begleitet und es sind bei vielen Kindern keine bis wenig Tränchen geflossen.

11. Mythos – Das Kind weint mit Absicht, damit es abgeholt wird.

FALSCH. Kinder manipulieren nicht. Sie treten für sich selbst ein, wenn es notwendig ist mit großer Vehemenz. Wenn Kinder weinen, dann haben sie einen Grund. Und wenn sie dann Eltern haben, die das ernst nehmen, dann ist das nur richtig so. Wenn das bedeutet, dass ein Kind während oder auch nach der Eingewöhnungszeit früher als geplant abgeholt wird, dann ist das gut, wenn es das ist, was es in dem Moment braucht und keine andere Lösung möglich ist. Denn dann wissen Kinder „Ich kann mich auf Mama*Papa verlassen, sie helfen mir in der Not.“ Und Kinder erleben auch „Ich kann mich auf meine:n Erzieher:in verlassen, denn er:sie erkennt, wenn es mir nicht gut geht.“ Das fördert Vertrauen in alle Richtungen.

12. Mythos – Das sind doch nur Krokodilstränen, wir haben das auch überlebt.

FALSCH. Überleben heißt nicht, dass es gut bzw. richtig war. Und auch nicht, dass es immer so bleiben sollte. Wie wären wir wohl als heutige Erwachsene im Umgang mit unseren Gefühlen, wenn wir nicht unter der Annahme unserer eigenen Eltern aufgewachsen wären, dass es Krokodilstränen gibt. Tränen sind immer echt.

13. Mythos – Wenn die Mutter dabei ist, kommt die Betreuungsperson nicht an das Kind ran.

FALSCH. Wenn die Mutter dabei ist, kann die Betreuungsperson über die Eltern-Kind-Bindung eine Bindung zum Kind aufbauen. Denn so läuft das nunmal. Das Kind merkt: meine Mama mag den Erzieher. Sie vertraut ihm. Also kann ich das auch. Und dass die Erzieherin mit mir spricht und spielen will, das ist für Mama auch ok. Also ist es auch für mich ok. Und so kommt die Betreuungsperson an das Kidn ran – über die Eltern. Damit diese den Beziehungsaufbau zwischen Fachkraft und Kind nicht UNbeabsichtigt bremsen, gibt es dennoch ein paar Sachen zu beachten, das sei an der Stelle trotzdem erwähnt.

14. Mythos – Rückschritte bei den Trennungszeiten sind schlecht für den Eingewöhnungsprozess.

FALSCH. Rückschritte sind keine Fehltritte. Rückschritte sind ganz oft notwendig und ermöglichen Chancen, noch die Kurve zu kriegen, bevor sich das Kind komplett für die Betreuung verweigert (was oft passiert, wenn man einfach weitermacht, obwohl es schlecht läuft). Rückschritte geben dem Kind die Möglichkeit das Tempo zu bestimmen und sind wichtig für einen beziehungsstarken Eingewöhnungsprozess.

15. Mythos – Man muss einen Keil zwischen Mutter und Kind treiben, damit die Eingewöhnung klappt.

FALSCH. Und nein, ich hab mir das nicht ausgedacht. Einer Kundin von mir wurde das genauso gesagt. Mehrfach. Das Ziel der pädagogischen Fachkräfte war, drastisch formuliert, die Bindung zwischen Mutter und Kind zu brechen, damit die Erzieherin „an das Kind rankommt“.

16. Mythos – Wenn das Kind nicht einschlafen kann, liegt das am Einschlafstillen / Einschlafbegleiten zu Hause.

FALSCH. Wenn ein Kind nicht einschlafen kann, dann ist es entweder noch nicht müde, darf nicht genug mitbestimmen oder fühlt sich nocht nicht sicher und geborgen genug damit es Einschlafen, also Loslassen, kann. Weder mit dem Stillen, noch mit dem Einschlafbegleiten zu Hause hat das was zu tun. Ja, es kann Gewohnheiten geben, aber wenn das Kind auch mit einer liebevollen Einschlafbegleitung in Kita oder Tagespflege eingewöhnt wird, dann klappt der Mittagsschlaf auch früher oder später.

17. Mythos – Eingewöhnung sollte nur im Gruppenraum stattfinden.

FALSCH. Diese Annahme ist evtl. etwas unbekannter, besteht aber immer noch. Dahinter verbirgt sich (kurzgefasst), dass die Kinder sich an den Raum gewöhnen sollen, damit sie wissen wo sie hingehören. Ja, der Raum spielt eine wichtige Rolle in Kinderbetreuungseinrichtungen. Aber viel entschiedender ist, dass sich die Kinder an Menschen binden und nicht (nur) an Orte. Ein Raum kann eine geborgene Atmosphäre schaffen, aber ein Mensch gibt emotionales Feedback und baut intensive Beziehungen auf. Die Eingewöhnung muss also nicht die ganze Zeit im Gruppenraum stattfinden, das ist aus mehreren Gründen sogar kontraproduktiv.

18. Mythos – Ein Kind wieder mit nach Hause zu nehmen, wenn es nicht dableiben will, ist ein fataler Fehler in der Eingewöhnung.

FALSCH. Leider ein Klassiker und noch einen Zacken schärfer als der Mythos „Rückschritte sind schlecht“ und „Krokodilstränen“. Denn das Kind hat dann ja „gewonnen“. OMG. Da isser wieder, der Glaubenssatz, dass Kinder manipulieren. Und man ihnen nur ja nicht zu viel nachgeben sollte, damit sie einem nicht auf der Nase herum tanzen. Du merkst, auch beim Thema Eingewöhnung kommt die volle Erziehungskeule subtil zum Einsatz. Denn wenn man 1x das Kind wieder mit nach Hause genommen hat, dann fordert es das immer wieder ein und schreit dann solange bis es kriegt was es will. So zumindest die weitläufige Meinung. Aber das stimmt nicht. Kinder spüren stattdessen: „Ich werde in meiner Not gesehen UND ernst genommen. Ich bin wichtig und nicht allein mit dieser Situation, die mir grad Angst macht.“

19. Mythos – Die Eltern vertrauen den Fachkräften zu wenig.

FALSCH. Eltern bringen bereits einen Vertrauensvorschuss mit, denn sonst wären sie gar nicht da. Wenn sie also mit ihrem Kind in der Eingewöhnung sitzen, dann brauchen pädagogische Fachkräfte das Vertrauen nicht einfordern. Vertrauen muss wachsen, das ist nicht per Fingerschnipp einfach da, schon gar nicht wenn Druck aufgebaut wird. Beziehungsaufbau ist das Zauberwort.

20. Mythos – Später in der Schule geht das auch nicht.

FALSCH. Erstens, weil Schule (je nach Eingewöhnungsalter des Kindes) erst in ca. 1-5 Jahren beginnt und sich das Kind, was sich JETZT grad schwer tut, bis in X Jahren verändert hat – und zwar in sämtllichen Entwicklungsbereichen. Es kann also gut sein, dass das Problem oder das Bedürfnis, was das Kind jetzt grad hat, später einfach weg ist. Zweitens, weil viele Eltern sich freie Schulen aussuchen, in denen dann doch andere Möglichkeiten zur Gestaltung des Übergangs machbar sind. Drittens, zieh ich im Sommer keinen dicken Pullover an, nur weil es im winter kalt wird. Und im Winter trag ich keinen Bikini, nur weil es im Sommer warm wird. Und mit der Eingewöhnung verhält sich das ganz genauso. Entscheidend ist, was jetzt wichtig ist.

21. Mythos – Mütter sollten vor der Eingewöhnung abstillen.

FALSCH. Und wieder so ein Todschlagargument. Wenn die Eingewöhnung schlecht läuft, liegt das am Stillen. Denn das kann man ja so schön von außen sehen und es daran festmachen. Statt mal nach innen zu schauen, welche Bedürfnisse noch unerfüllt sind. Bitte, liebe Mama, an dieser Stelle der Aufruf: Kein Abstillen für die Eingewöhnung. Wenn, dann nur, wenn du oder dein Kind nicht mehr will. Und wenn du nicht mehr willst, bitte nicht zeitgleich mit der Eingewöhnung, sondern mit zeitlichem Abstand. Sonst wird es für ein Kind u.U. schwerer.

22. – Das ist ein Kindergarten. Kein Elterngarten.

FALSCH. Zumindest was die versteckte Botschaft darin betrifft, dass dies als Grund vorgeschoben wird, die Eltern in der Eingewöhnung schnell rauszuschmeißen und Druck aufzubauen, dass sie nicht so lange da bleiben. Natürlich spielen im Kindergarten hauptsächlich Kinder. Und natürlich sind da professionelle Begleiter:innen, die dafür bezahlt werden, liebevoll auf die Kinder aufzupassen. Und natürlich sind da nicht ständig Eltern mit dabei. Hä?! Aber wieso denn nicht? Warum kann eine Kita nicht genauso auch elternfreundlich sein? Sich Willkommen zu fühlen ist so viel wert.
By the way: Kinder sind doch nicht doof. Sie sehen doch, dass da nicht von jedem Kind die Eltern mit dabei sind. Und Kinder können 1 und 1 zusammen zählen. Sie erkennen, dass auch ihre Eltern nicht ewig dabei bleiben werden. Das gehört zum Eingewöhnungsprozess dazu. Dieser Spruch „Das ist aber ein Kindergarten und kein Elterngarten.“ ist unnötig. Kids wissen das, weil sie schlau und toll sind.

23. Mythos – Eingewöhnung ist nach 2 Wochen abgeschlossen.

FALSCH. Auf die meisten Kinder trifft das nicht zu. Auch wenn Kitas und Träger oft nur von den im Berliner Modell vorgegebenen 14 Tagen ausgehen – einigen Kindern reicht das, vielen Kindern eher nicht. Wie lange eine Eingewöhnung dauert? Das schreibe ich im nächsten Blogartikel. Stay tuned.

Auf ins Kita-Abenteuer. Das Bild zeigt das Cover des Elternratgebers der Autorin Stefanie von Brück zum Thema Eingewöhnung.

Wie finde ich die richtige Betreungseinrichtung? Wie läuft eine gute Eingewöhnung ab? Wann ist mein Kind bereit für die erste Trennung Wie viel Weinen ist ok? Dies und mehr beantworte ich in meinem Eingewöhnungs-Ratgeber „Auf ins Kita-Abenteuer“.

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Stefanie von Brück

Stefanie von Brück

ist Expertin für beziehungsstarke Eingewöhnung, Familie und Kita. In ihrem früheren Berufsleben hat sie als Lehrerin (Staatsexamen) für Sozialpädagogik, Ethik/Philosophie zukünftige pädagogische Fachkräfte ausgebildet. Heute

  • unterstützt sie online Eltern bei der Eingewöhnung ihrer Kinder und
  • begleitet sie anschließend durch die gesamte Kita-Zeit,
  • bildet deutschlandweit pädagogische Fachkräfte und Kita-Teams fort und
  • gründet ehrenamtlich einen Bildungscampus (eigene Kita und freie Schule) in Leipzig.

Als Pädagogin, Mutter und Visionärin steht sie für ein bedürfnisorientiertes, bindungssicheres und beziehungsstarkes Zusammensein zwischen Erwachsenen und Kindern in Familie UND Kita. Auch wenn nicht alles FriedeFreudeEierkuchen ist. Denn dann ist es am schwierigsten und gleichzeitig am wichtigsten.

Stefanie von Brück ist Vermittlerin zwischen Kind, Eltern und pädagogischen Fachkräften und hat stets das Beziehungsdreieck im Blick, so dass alle Beteiligten gleichwürdig respektiert werden.