Es ist nicht normal, dass Eingewöhnung weh tut

18. Nov 2022 | beziehungsstarke Kita-Eingewöhnung, Blog | 0 Kommentare

Klammernde, schreiende Kinder, die abgepflückt werden. Im Herzen zerissene, (nach dem Tür schließen) weinende Mütter. Ultimatum setzende „Wir ziehen das jetzt durch oder brechen ab“ Betreuungspersonen. Stress an der Kita-Tür. Immer wieder aufs Neue scheint es normal zu sein, dass Eingewöhnung weh tut. Aber es geht auch anders!

Mein Email- und Instagram-Postfach und auch Beiträge in Facebook-Gruppen unter denen ich als Beraterin verlinkt werde – sie sind voll mit Beschreibungen von Abschiedssituationen während der Eingewöhnung und ich bin traurig-bestürzt 🙁 darüber, WAS ich da immer wieder lese. (Themenwarnung)

Ist das normal, wenn eine Eingewöhnung weh tut?

Eingewöhnung bedeutet Loslassen – aber nicht LoslassSCHMERZ.
Das, was in den meisten Eingewöhnungen passiert ist NICHT OK.
Es ist nicht normal, dass Eingewöhnung weh tut!!

Stefanie von Brück, Expertin für Eingewöhnung

Dass dein Mamaherz mit deinem Kind mitfühlt ist ein Zeichen von Liebe. Dass du dein Kind vermisst, weil du viel Zeit mit ihm verbracht hast, kann dazugehören. Und dass dir das Loslassen schwer fällt, darf auch sein, denn dieses Gefühl von „sie werden so schnell groß“ haben vermutlich viele Eltern schon mal erlebt. Wir wollen, dass es unserem Kind gut geht und es ist uns als Eltern natürlich nicht egal, wenn es unseren Kindern schlecht geht. All das ist „normal“.

ABER, dass

  • dein Mamaherz blutet,
  • dir schlecht wird, wenn du an die Trennung von deinem Kind denkst,
  • du nachts nicht schlafen kannst, weil du dir Sorgen um dein Kind machst,
  • dir dein Kind vom Arm gepflückt wird und du nicht weißt, was du tun sollst,
  • du beim Verabschieden den Kloß im Hals runterschluckst und
  • das Zwicken im Bauch hinnimmst,
  • du in Tränen ausbrichst, wenn die Tür zum Gruppenraum zugeht, …

All das ist NICHT normal. Das gehört NICHT zu einer Eingewöhnung dazu.

Mamas schreiben mir, wie die Trennungssituation / Verabschiedung morgens läuft und fragen mich unsicher, besorgt bis verzweifelt, ob das denn noch „normal“ also ok ist. Und ich denke mir in den allermeisten Fällen: NEIN – ist es nicht.
Seit 2018 bin ich Expertin und Beraterin für Eingewöhnung und jedes Jahr denke ich mir, ich hab alle Gruselgeschichten über Eingewöhnung gehört. Aber leider nein.

„Wir haben Sie jetzt nur zurückgeholt, weil wir dachten ihr Kind läuft blau an.“

„Wenn Sie jetzt nicht gehen, machen Sie es für ihr Kind nur noch schlimmer. Sie sind schuld, wenn die Eingewöhnung nicht klappt.“

„Die Bindung zwischen Ihnen und Ihrem Kind ist zu stark, wir müssen jetzt einen Keil zwischen Sie treiben.“

Es gab auch schon Kinder, die haben beim Weinen/Schreien wiederholt erbrochen oder unter psychosomatischer Verstopfung gelitten.

Ich werde diese Liste absichtlich nicht weiter fortführen, um das Negativbild von „Fremdbetreuung“ nicht noch weiter zu schüren. Denn eines ist mir auch wichtig zu sagen: wenn ich Fortbildungen für pädagogische Fachkräfte in Krippe, Kita oder Tagespflege gebe, dann sind die Tagesmütter, Erzieher*innen und Kita-Leitungen schockiert, wenn ich diese Beispiele erzähle. Und das bedeutet es gibt auch gute außerfamiliäre Betreuung.

Es geht auch anders! Eingewöhnung MUSS nicht weh tun

In meinen Notfall-Beratungen, meinem Buch, im Happy Kita Start Begleitprogramm und auch in meinen Fortbildungen erkläre ich, wie Trennungssituationen angstfrei, sorgenfrei und auch tränenfrei gelingen können. Und meine Methode funktioniert sehr gut. Ich weiß also, dass es möglich ist, dass Kinder positive Trennungserfahrungen erleben können. Meine Kundin Katja schrieb mir:

Das heißt aber nicht, dass nur eine Eingewöhnung OHNE Tränen die einzig akzeptable Variante ist.

Kinder dürfen weinen. Unter ganz bestimmten Voraussetzungen, wie z.B.
✓ trauriges, kein panisches Weinen
✓ starke! stabile Beziehung zur Fachkraft
✓ Kind wird empathisch getröstet (nicht abgelenkt)
✓ Eltern fühlen sich sicher und vertraut uvm.

Was ist aber nun das Problem?

Eine starke Beziehung zwischen Kind und Fachkraft entwickelt sich nicht innerhalb von ein paar Tagen – vor allem nicht, wenn man sich vorher fremd war. Doch die typische 1. Trenung am 4. Tag wird in den meisten Einrichtungen durchgezogen. Manchmal sogar schon am 1. oder 2. Tag!
Und mich macht das echt sauer.

Natürlich gibt es Kinder, die sind schnell bereit zum Loslassen, aber den meisten Kindern ist das nach wenigen Tagen zu zeitig. Und dann fließen Tränen. Und dann heißt es „Ja, aber er*sie beruhigt sich schnell.“

Ganz ehrlich, ich beschäftige mich täglich mit dem Verlauf Eingewöhnungsprozessen, hilfreichne bzw. hemmenden Einflussfaktoren und Entscheidungsmomenten „die Kurve zu kriegen oder eben nicht“. Ich weiß schon vorher, wo das hinführen kann. Und das willst du vermutlich nicht für dein Kind.

Wenn du kein gutes Gefühl bei der Trennung hast, dann musst du das nicht einfach so hinnehmen.
Du musst da nicht „irgendwie durch“. Und dein Kind schon gar nicht.

Löwenmuttergebrüll in Richtung Betreuer*in ist nicht ratsam

Denn ich möchte nicht, dass Eltern und Fachkräfte gegeneinander kämpfen. Ich vermittele Eltern wie sie ihr Anliegen, die Eingewöhnung mit/anders zu gestalten, so formulieren können, dass Fachkräfte sich nicht bevormundet fühlen. Denn wenn Eltern den pädagogischen Fachkräften (unbeabsichtigt oder nicht) mitteilen, wie diese ihren Job zu machen haben, dann werden Erzieher*innen am Ende nur mit „Sie müssen uns schon vertrauen. Wir machen das hier schon seit Jahren.“ antworten. Und dann hat das alles nichts gebracht, weil die Fronten sich nur verhärten.

Löwenmutter oder graue Maus? Weder Kritik noch gar nichts zu sagen ist eine Lösung.

Einige Mamas, die zu mir in die Beratung oder ins Happy Kita Start Begleitprogramm kommen, trauen sich nicht oder sind unsicher, ob sie etwas „gegen die Erzieherin“ sagen dürfen.

Warum sagen Eltern oft nichts?
⇨ Aus Gehorsam, mit dem wir selbst aufgewachsen sind.
⇨Aus Angst, es fällt auf das Kind zurück, wenn man als Mama*Papa „auffällt“.
⇨Aus Schuld und Scham, dass man vielleicht doch nicht „loslassen kann“.

Wenn du wissen willst, wie die Eingewöhnung anders/besser geht und wenn du
♥ „Da müssen wir durch“ nicht akzeptieren willst.
♥ mit einem ruhigen Gewissen dein Kind abgeben willst.
♥ dich wohl fühlen willst in der Eingewöhnung.
dann unterstütze ich dich.

ICH BIN FÜR DICH DA. Mit ganz viel Mama-Empathie, Pädagogik-Expertise und Beratungs-Erfahrung.

Schreibe mir eine Email und schildere mir kurz deine Situation:

  • Wann beginnt/begann die Eingewöhnung (Datum 1. Tag)?
  • Wie alt ist dein Kind? Und wie geht´s ihm mit der Eingewöhnung?
  • Wie geht´s dir mit der Eingewöhnung?

Bleib beziehungsstark.

Deine Stefanie

Auf ins Kita-Abenteuer. Das Bild zeigt das Cover des Elternratgebers der Autorin Stefanie von Brück zum Thema Eingewöhnung.

Wie finde ich die richtige Betreungseinrichtung? Wie läuft eine gute Eingewöhnung ab? Wann ist mein Kind bereit für die erste Trennung Wie viel Weinen ist ok? Dies und mehr beantworte ich in meinem Eingewöhnungs-Ratgeber „Auf ins Kita-Abenteuer“.

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Stefanie von Brück

Stefanie von Brück

ist Expertin für beziehungsstarke Eingewöhnung, Familie und Kita. In ihrem früheren Berufsleben hat sie als Lehrerin (Staatsexamen) für Sozialpädagogik, Ethik/Philosophie zukünftige pädagogische Fachkräfte ausgebildet. Heute

  • unterstützt sie online Eltern bei der Eingewöhnung ihrer Kinder und
  • begleitet sie anschließend durch die gesamte Kita-Zeit,
  • bildet deutschlandweit pädagogische Fachkräfte und Kita-Teams fort und
  • gründet ehrenamtlich einen Bildungscampus (eigene Kita und freie Schule) in Leipzig.

Als Pädagogin, Mutter und Visionärin steht sie für ein bedürfnisorientiertes, bindungssicheres und beziehungsstarkes Zusammensein zwischen Erwachsenen und Kindern in Familie UND Kita. Auch wenn nicht alles FriedeFreudeEierkuchen ist. Denn dann ist es am schwierigsten und gleichzeitig am wichtigsten.

Stefanie von Brück ist Vermittlerin zwischen Kind, Eltern und pädagogischen Fachkräften und hat stets das Beziehungsdreieck im Blick, so dass alle Beteiligten gleichwürdig respektiert werden.