Auf die Plätze fertig los. Die Eingewöhnung in die Kita ist oft Nervenkitzel pur – für Kinder und Eltern! Ähnlich wie bei den Olympischen Spielen bringen unsere kleinen und großen Held*innen hier ihre persönlichen Bestleistungen – und das jeden Tag aufs Neue! In diesem Blogartikel möchte ich sieben Parallelen zwischen der Kita-Eingewöhnung und den Olympischen Spielen aufzeigen, die sowohl die schweißtreibenden Herausforderungen als auch die freudigen Goldmedaillien-Momente ins Rampenlicht rücken.
In meinem Buch „Auf ins Kita-Abenteuer“ habe ich die Eingewöhnung in Krippe, Kindergarten und Kindertagespflege mit einer Bergwanderung verglichen und ausführlich und sehr praxistauglich erklärt, wie du die Höhen und Tiefen der Eingewöhnung mit einem Kind meistern kannst. Und weil ich es sehr mag in Bildern zu denken, kommen hier aus aktuellem Anlass der olympischen Spiele in Frankreich:
Die 7 Parallelen zwischen Kita-Eingewöhnung und Olympia
1. Kita- und Sportkarriere: Jahrelanges Lernen und Wachsen dank Rückendeckung der Familie
Kinder in der Kita erleben eine immense persönliche Entwicklung, ähnlich wie Athlet*innen bei den Olympischen Spielen. Jeder Tag bringt neue Fähigkeiten und Erkenntnisse, die mit Freude und Stolz begleitet werden, aber auch zeitweise anstrengend sind, vor allem dann wenn die nächste Entwicklungsstufe erklettert wird. Diese Eingewöhnungsphase ist aber nicht nur für die Kinder ein Lernprozess, sondern auch eine Zeit des Wachstums für die Eltern, die ihre Kinder wie Trainer*innen unterstützen. Sie sind die Sparringspartner*innen ihrer Kleinen, helfen ihnen, über sich hinauszuwachsen, und erleben hautnah, wie sich ihre Schützlinge weiterentwickeln. Die Rolle der Eltern in diesem Prozess ist unverzichtbar, da sie mit Ermutigung und Unterstützung den Weg ebnen. Und im Sport danken die Gewinner*innen auch ganz oft ihren Familien für den Rückhalt und die Bestärkung. Da bleibt dann auch kein Auge trocken…
2. Höher, schneller, weiter: Zeitdruck und Bewertung von innen und außen
Hast du das Zeitlimit nicht erreicht, wirst du nicht zu den olympischen Spielen zugelassen. Bist du zu langsam verlierst du. Zumindest im Sport. Aber das sollte in der Kita auf keinen Fall so sein – Eingewöhnung ist kein Sprint, wenn dann eher wie ein Marathon, bei dem man sich seine Kraft gut einteilen muss, um ans Ziel zu kommen.
Die Athleten*innen erwarten einerseits von sich selbst Höchstleistungen, es gibt andererseits aber auch viel Druck von außen. Bei der Kita-Eingewöhnung ist das leider ähnlich. Eltern und Fachkräfte setzen sich selbst oft hohe Erwartungen oder glauben, dass andere große Erwartungen an sie haben. Gleichzeitig schauen js auch viele von außen zu, ähnlich wie ein Publikum auf der Tribüne: Andere Fachkräfte, Kita-leitungen, aber auch Eltern oder sogar Verwandte kommentieren und vergleichen die Fortschritte des Eingewöhnungskindes. Das kann zusätzlichen Druck erzeugen und der ständige Vergleich mit anderen Kindern ist bei emotionalen Prozessen wie Eingewöhnung richtig Mist.
3. Schweißtreibend: Emotionale und körperliche Höchstleistungen in Kita & bei Olympia
Sowohl Kinder als auch Eltern müssen während der Eingewöhnung emotionale und körperliche Höchstleistungen erbringen. Die Trennungssituation ist emotional herausfordernd, weil sie eine große Veränderung im Alltag zwischen Eltern und Kind darstellt. Kinder erleben manchmal Angst und Unsicherheit, wenn sie von ihren vertrauten Bezugspersonen getrennt werden, und auch Eltern kämpfen mit ihren eigenen Gefühlen, machen sich Sorgen oder haben ein schlechtes Gewissen. Diese Gefühle müssen reguliert werden und das kostet Kraft.
Zudem ist der Kita-Alltag auch körperlich echt anstrengend: Es ist laut, es gibt viele Reize und die Kinder sind oft ständig in Bewegung. Auch wenn es Spaß macht, ist das ein Job. Neulich hörte ich beim Vorbeilaufen zufällig ein Gespräch zwischen einem Papa und seinem Kind.
Papa erklärte etwas über Kinderarbeit, dass nur Erwachsene arbeiten dürfen, aber Kinder nicht. Sein Kind antwortete „Nein, Papa. Spielen ist Kinderarbeit.“
4. Medaillienjagd: Erfolge und Misserfolge in der Eingewöhnung bzw. im olympischen Wettkampf
Die Eingewöhnung kann gelingen oder scheitern und das ist ganz ähnlich wie bei sportlichen Wettkämpfen. Doch es ist wichtig zu betonen, dass auch der Weg das Ziel ist, wie beim Training. Jeder kleine Fortschritt, jede kleine Hürde, die gemeistert wird, ist ein Erfolg. Ich finde, der Fokus sollte stärker auf den Fortschritten liegen, die ein Kind mit den begleitenden Personen macht. Aber viele Eltern und Fachkräfte gucken nur ungeduldig auf das endgültige Ergebnis. Aber es geht nicht darum, Hauptsache schnell ins Ziel komme, egal wie. Wie bei Sportler*innen ist die Verletzungsgefahr groß, wenn man nicht richtig aufgewärmt oder trainiert ist. Diese kleinen Erfolge können auch schon gefeiert werden, um die Motivation und das Selbstbewusstsein der Kinder zu stärken. Die Trennungsmuskeln langsam, aber stabil aufzubauen.
Dann können viele gescheiterte Eingewöhnungen und die typische Abwärtsspirale nämlich verhindert werden.
5. Hierarchien: Machtmissbrauch im Sport und in der Kita
Es gibt ein aktuelles Video der olympischen Spiele 2024, wo der deutsche Hockey-Bundestrainer eine Sportlerin mit „Halt jetzt die Fresse“ anbrüllt und beleidigt. Er begründet das damit, „Die Mannschaft brauchte Emotion.“
Ja. Emotion macht Motivation. Aber Emotion in der Kommunikation ohne Respekt, das ist Gewalt und Machtmissbrauch.
Leider kommt es auch zwischen Fachkräften und Eltern oder Fachkräften und Kindern immer wieder zu gewaltvoller Kommunikation und Machtmissbrauch. Erwachsene schreien sich gegenseitig an oder schreien Kinder an. Erwachsene geben „Anweisungen“, die wie ein Befehl klingen und auch gehorsam ausgeführt werden sollen.
Klingt dir zu krass? Ist leider gar nicht so selten.
Wie im Verhältnis zwischen Trainer*in und Athlet*in spielt auch in der Kita das Verhältnis zwischen Fachkräften und Eltern und Fachkräften und Kindern eine große Rolle.
Eine motivierende und wertschätzende Kommunikation kann den Eingewöhnungsprozess erheblich erleichtern. Gute Kommunikation bedeutet, dass alle Beteiligten – Eltern, Fachkräfte und Kinder – respektvoll miteinander umgehen und offen über ihre Bedürfnisse und Erwartungen sprechen. Fachkräfte dürfen das Machtgefälle nicht ausnutzen, sondern als unterstützende Partner*innen agieren. Dies schafft eine positive Atmosphäre und fördert das Vertrauen und die Zusammenarbeit. Mein Motto, das ich auch im Buch „Auf ins Kita-Abenteuer“ immer wieder predige und erkläre wie es geht. Miteinander, statt Gegeneinander!
6. Teamgeist: Gemeinsam ans Ziel bei Olympia und in Kita-Kindergruppen
Kinder lernen in der Betreuungseinrichtung, Freundschaften zu schließen und als Teil einer Gruppe zu agieren. Teamgeist setzt Kräfte frei, die den Eingewöhnungsprozess wie ein Katalysator beschleunigen können. Gemeinsam mit anderen Kindern zu spielen und zu lernen, stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl und die soziale Kompetenz. Fühlt sich ein Kind Willkommen in der Kindergruppe, geht es auch gerne in die Kita.
Gleichzeitig sollten auch Eltern und Fachkräfte ein starkes Team bilden, um das Kind bestmöglich zu unterstützen. Ein gutes Team schafft eine stabile und fördernde Umgebung, in der sich jedes Kind sicher und geborgen fühlen kann. Und das ist in der Eingewöhnung aber auch danach super wichtig, um langfristig in der Kita eine gute Zeit zu haben.
7. Party-Stimmung: Spaß haben, trotz all der Anstrengungen im Sport und in der Eingewöhnung
Sportler*innen applaudieren für andere Wettkämpfer*innen. Das Publikum feiert Weltrekorde genauso wie emotionale, freundschaftliche Momente. Die Stimmung ist fröhlich und Olympia wie eine große Party. Die den Muskelkater leichter vergessen lässt.
Die Eingewöhnung sollte genauso Spaß machen! Eine positive und freudige Atmosphäre kann die Eingewöhnungszeit erheblich erleichtern. Wie bei den Olympischen Spielen sollte auch die Eingewöhnung in der Kita eine Zeit des Feierns und der Freude sein.
Es geht nicht nur darum, die einzelnen Erfolge zu feiern, sondern vielmehr darum, die Stimmung insgesamt zu genießen. Diese positive Atmosphäre kann Eltern, Fachkräften und Kindern helfen, die Herausforderungen der Eingewöhnung leichter zu meistern.
Fazit: Goldmedaillien für alle – der olympische Gedanke in der Kita
Zwei Hochsprung-Athleten teilen sich 2021 die Gold-Medaille. Anstatt weiter gegeneinander zu kämpfen erkennen sie dass sie gleich stark sind.
Eine chinesische Badminton Spielerin hält 2024 auf dem Siegertreppchen ihre Medaille und den Pin von Spanien hoch, weil ihre spanische Gegnerin (die zuvor geführt hatte) sich im Spiel verletzte und ausscheiden musste.
Das ist Olympia neben dem Gewinnen-Gedanken sind es GESCHICHTEN VON MENSCHEN DIE UNS VERBINDEN.
Und um Verbindung geht’s auch in der Eingewöhnung. ♥
GOLD für alle kann und muss es auch in Krippe, Kindergarten oder Kindertagespflege geben.
- Gold für Kinder, die ihre (ersten) und idealerweise positiven Trennungserfahrungen meistern.
- Gold für Eltern, die ihre Kinder beziehungsstark dabei unterstützen und ihre eigene Gedanken und Gefühlswelt spüren und sich gut drum kümmern.
- Gold für Fachkräfte, die bindungssicher und bedürfnisorientiert handeln und die Eingewöhnung so gestalten, dass sich Kind und Eltern und sie selbst sich wohlfühlen.
All das ist Goldwert.
Und es ist möglich. Ich glaube nicht nur daran, ich weiß es. Ich weiß, DASS es geht und ich weiß WIE es geht.
Aber wir müssen bereit sein. Und aktiv werden. Etqas verändern. Üben. Üben. Üben.
Wie beim harten Training für Olympia.
Trotzdem lohnt es sich. Denn Eingewöhnung ist der erste große Schritt im Leben von Kindern.
Schützen und Fördern wir diese Talente. Sie sind unsere Zukunft.
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