Was passiert, wenn die erste Trennung in der Eingewöhnung zu früh ist?

23. Feb 2023 | beziehungsstarke Kita-Eingewöhnung, Blog | 0 Kommentare

Eltern sein ist nicht immer leicht. Man muss täglich gefühlt 394 Entscheidungen treffen. Und wenn dann noch so etwas Besonderes ansteht wie der Kita-Start, dann bekommen Entscheidungen plötzlich ein anderes Gewicht: Wann ist der richtige Zeitpunkt für die erste Trennung? Und was passiert, wenn die erste Trennung in der Eingewöhnung zu früh ist?

Als Expertin und Beraterin für Eingewöhnung bekomme ich dann oft solche Nachrichten wie diese (und es macht mich jedes Mal traurig): 

Reaktionen des Kindes auf zu frühe Trennungen

Kinder antworten auf zu frühe Trennungen mit Bindungsunsicherheit und zeigen Bindungsverhaltensweisen wie zb. Weinen, Klammern, nicht vom Schoß gehen, nicht frei spielen, hinter den Eltern verstecken, wegschauen, wenn sie angesprochen werden, nicht sprechen und vieles mehr. 

Das ist aus Kindersicht betrachtet sehr gesund, denn damit sorgen Kinder dafür, dass sie von ihren Bindungspersonen nicht vergessen werden. Sie kümmern sich also um ihr wichtigstes Bedürfnis: Sicherheit. 

Erst wenn Kinder sich sicher fühlen, können sie Vertrauen zu neuen Bezugspersonen aufbauen – und erst dann sind sie für weitere Trennungssituationen von ihren Eltern bereit. 

Reaktionen von Eltern und Fachkräften auf zu frühe Trennungen

Eltern sind bei zu frühen Trennungen, die bei ihrem Kind zB mit Weinen oder Klammern verbunden sind, meistens hilflos und überfordert. Das Herz fängt an zu klopfen, die Hände werden schwitzig, die Gedanken drehen sich im Kreis um die Frage “Was ist jetzt richtig?“ „Was soll ich tun?” Diese Hilflosigkeit kippt dann schnell in Angst “Hoffentlich schade ich der Bindung zu meinem Kind nicht…”. Der emotionale Stress steigt und am liebsten würde man die nächste Trennung lieber vermeiden. In solchen Momenten ist es nahezu unmöglich, sich richtig zu entscheiden. Deswegen bringe ich den Eltern in meinem Happy Kita Start Begleitprogramm auch ganz praktische Emotionsregulations-Strategien bei, damit sie solche Situationen meistern können. 

Denn wie meine jahrelange Erfahrung als Beraterin für Eingewöhnung zeigt: Auf die pädagogischen Fachkräfte kann man sich leider nicht immer verlassen. Es gibt natürlich viele positive Ausnahmen und bedürfnisorientierte Fachkräfte. 

Doch viele Erzieher*innen und Tagespflegeeltern reagieren auf z. B. weinende Kinder in Trennungssituationen oft mit:

“Gehen Sie jetzt schnell, wir machen das schon.”

„Weinen gehört dazu, das ist ganz normal.“

„Sie müssen jetzt Loslassen, sonst machen Sie es Ihrem Kind nur schwerer.“

„Halten Sie sich kurz beim Verabschieden, nicht unnötig in die Länge ziehen.“

Das gesunde Bindungsverhalten von Kindern wird in der Eingewöhnung oft überhört und übergangen. Übrigens nicht nur von Fachkräften, sondern auch von den Eltern selbst. (Warum das problematisch ist, erkläre ich auch in meinem Buch „Auf ins Kita-Abenteuer“.)

Die Abwärtsspirale in der Eingewöhnung (und wie du sie vermeidest)

Zahlreiche Eingewöhnungen, die mit zu frühen Trennungssituationen beginnen, landen in einer Abwärtsspirale. Solche Berichte höre ich in meinen Notfall-Beratungen (denn, wenn sich Eltern von Anfang an bei der Eingewöhnung von mir begleiten lassen, passiert das nicht): 

Und das ist nur eine Variante in Kurzform, in Wirklichkeit ist das wesentlich komplexer. Das ist ja nur ein kurzer Ausschnitt. 

Was du gegen die Abwärtsspirale tun kannst

  • Du als Mama oder Papa in der Eingewöhnung müsstest genau wissen, wann es noch zu früh ist, um wegzugehen. 
  • Du solltest dich auch nicht wegschicken lassen. 
  • Und du musst wissen, was du der Betreuungsperson (die dich wegschicken will), konkret sagen kannst, ohne ihr auf den Schlips zu treten oder in die Helikopter-Schublade gesteckt zu werden, weil du “nicht Loslassen kannst”.

Und bevor du jetzt denkst: 

“Ja, ich mach sowas nicht, ich bleibe, wenn mein Kind mich noch braucht. Ich lass mich nicht wegschicken.” 

An dieser Stelle klare Worte: Ich habe mehrere hundert Mamas bei der Eingewöhnung beraten und keine einzige hat das so gewollt. Alle haben sich vorher gesagt, dass sie sich nicht wegschicken lassen. 

Aber Fakt ist: ES PASSIERT – und leider – SEHR OFT. 

Die allermeisten Eltern unterschätzen das Machtgefälle in der Kita und handeln in der Eingewöhnung so, wie sie sich gar nicht verhalten wollten. Das geht in Bruchteilen von Sekunden – und es kommt für dich unerwartet.“ 

Ich kann dich als Eingewöhnungsexpertin bestens darauf vorbereiten, damit du 

  1. die innere, emotionale Kraft hast für dich und dein Kind einzutreten,
  2. die richtigen Worte sagst, damit die pädagogische Fachkraft dich ernst nimmt,
  3. es dir mit ihr aber auch nicht verscherzt und dein Kind es nicht ausbaden muss.

Wann ist der richtige Zeitpunkt für die erste Trennung?

Es gibt haufenweise Infos im Netz über Eingewöhnungsmodelle und wann normalerweise die erste Trennung stattfindet:

  • Am 4. Tag.
  • Nicht Montags.
  • Erst in der 2. Woche.

Aber im Internet wirst du nirgends eine Antwort finden, denn es ist (du ahnst es schon) INDIVIDUELL: wann für DEIN Kind und wann für DICH und wann für die pädagogische Fachkraft in dieser KITA/Tagespflege der passende Zeitpunkt ist, kann sehr unterschiedlich sein.

Für den richtigen Zeitpunkt der ersten Trennung braucht es Einklang von allen Beteiligten – Kind, Eltern, Fachkraft müssen bereit sein.

Es geht dabei auch nicht nur um Tage oder Wochen, sondern entscheidend ist z.B. auch das Timing im Moment. Manchmal haben 5 min früher/später schon einen Einfluss auf den Erfolg. Pauschale Aussagen über den Zeitpunkt und den Ablauf der ersten Trennung gibt es nur in den Suchmaschinen. Bei mir nicht. 

Mit Fachkräften bespreche ich in meinen Fortbildungen, welche Kriterien erfüllt sein müssen, bevor eine Trennung überhaupt stattfinden kann.

Und Eltern in meinem Happy Kita Start Begleitprogramm berichten mir ab Tag 1 regelmäßig, wie die Eingewöhnung läuft – und dann schätze ich die Lage ein und empfehle einen individuellen Zeitpunkt – der genau zu dir, deinem (nicht irgendeinem) Kind der Lage vor Ort in der Kita/Tagespflege und der Betreuungsperson passt.

Und ich verrate dir, WANN und WIE du die ersten Trennungssituationen so gestaltest, damit sie ein POSITIVES Erlebnis bei deinem Kind und dir hinterlassen. Und die Eingewöhnung, die Bindung zwischen dir und deinem Kind nicht kaputt macht. 

Denn Eingewöhnung muss nicht weh tun! 

Bleib beziehungsstark.
Deine Stefanie

PS: Kontaktiere mich einfach über Instagram oder Email, wenn du eine Frage zum Happy Kita Start Begleitprogramm hast.

Auf ins Kita-Abenteuer. Das Bild zeigt das Cover des Elternratgebers der Autorin Stefanie von Brück zum Thema Eingewöhnung.

Wie finde ich die richtige Betreungseinrichtung? Wie läuft eine gute Eingewöhnung ab? Wann ist mein Kind bereit für die erste Trennung Wie viel Weinen ist ok? Dies und mehr beantworte ich in meinem Eingewöhnungs-Ratgeber „Auf ins Kita-Abenteuer“.

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Stefanie von Brück

Stefanie von Brück

ist Expertin für beziehungsstarke Eingewöhnung, Familie und Kita. In ihrem früheren Berufsleben hat sie als Lehrerin (Staatsexamen) für Sozialpädagogik, Ethik/Philosophie zukünftige pädagogische Fachkräfte ausgebildet. Heute

  • unterstützt sie online Eltern bei der Eingewöhnung ihrer Kinder und
  • begleitet sie anschließend durch die gesamte Kita-Zeit,
  • bildet deutschlandweit pädagogische Fachkräfte und Kita-Teams fort und
  • gründet ehrenamtlich einen Bildungscampus (eigene Kita und freie Schule) in Leipzig.

Als Pädagogin, Mutter und Visionärin steht sie für ein bedürfnisorientiertes, bindungssicheres und beziehungsstarkes Zusammensein zwischen Erwachsenen und Kindern in Familie UND Kita. Auch wenn nicht alles FriedeFreudeEierkuchen ist. Denn dann ist es am schwierigsten und gleichzeitig am wichtigsten.

Stefanie von Brück ist Vermittlerin zwischen Kind, Eltern und pädagogischen Fachkräften und hat stets das Beziehungsdreieck im Blick, so dass alle Beteiligten gleichwürdig respektiert werden.