Brücken sollen sicher sein. Wenn du darüber gehst, solltest du dich 100% ig darauf verlassen können, dass du auch sicher auf der anderen Seite ankommst. Die meisten Menschen fühlen sich vermutlich wohler mit soliden, festen Brücken, ich z.B. mag Hängebrücken gar nicht gern, andere finden das Schwingen dieser vielleicht besonders toll, wenn es im Bauch kribbelt. Aber auch dann gilt: Brücken sind Verbindungen von einer Seite zur anderen Seite.
Beziehungen sind auch wie Brücken, die Verbindungen zwischen Menschen herstellen. Auf der einen Seite bin ICH, auf der anderen Seite bist DU. Und in der Mitte können WIR uns treffen.
Wie echte Brücken müssen auch zwischenmenschliche Beziehungen stark, stabil und verlässlich sein, um das Gewicht des Alltags zu tragen. Gleichzeitig sollten sie leicht zu überqueren sein, ohne unnötige Hindernisse oder Schwierigkeiten.
Über diesen Balanceakt zwischen Stabilität und Leichtigkeit im Kita-Alltag handelt dieser Blogartikel.
Was bedeutet: Starke Beziehungen bauen Brücken, die verlässlich und leicht durch den Kita-Alltag tragen?
Es wirkt wie ein Spannungsfeld von scheinbar gegensätzlichen Kriterien. Wie kann etwas fest, verlässlich und gleichzeitig leicht sein? Und wie sieht das im Kita-Alltag aus?
1. Verlässlichkeit:
Verlässlichkeit bedeutet, dass man sich aufeinander verlassen und dem*der anderen vertrauen kann. In starken Beziehungen gibt es ein hohes Maß an Vertrauen und Zuverlässigkeit. Kinder, Eltern und pädagogische Fachkräfte können darauf vertrauen, dass sie sich gegenseitig unterstützen, ihre Bedürfnisse erkennen und erfüllen sowie füreinander da sind.
2. Leichtigkeit:
Die Leichtigkeit bezieht sich darauf, dass der Umgang miteinander angenehm und ohne große Anstrengungen ist. Starke Beziehungen sind im Flow, die Kommunikation und Zusammenarbeit fließt natürlicherweise. Es gibt ein positives und harmonisches Miteinander, das den Kita-Alltag angenehmer macht.
Wenn Beziehungsbrücken verlässlich sind, bedeutet dies, dass sie stark und stabil sind und das Gewicht der Beziehung, also auch Herausforderungen und/oder Konflikte, tragen können, ohne zusammenzubrechen. Gleichzeitig sollen sie leicht zu überqueren sein, also dass der Umgang zwischen den Kindern, Eltern und pädagogischen Fachkräften miteinander entspannt verläuft, auch wenn man sich mal uneinig oder der Kita-Alltag herausfordernd ist.
Starke Beziehungen zwischen Erziehern, Kindern und Eltern schaffen eine solide Grundlage, auf der man aufbauen und viele Situationen meistern kann. Starke Beziehungen sorgen dafür, dass es
- Kindern in Familie UND Kita gut geht,
- dass Eltern UND Fachkräfte sich unterstützt und gehört fühlen, dass sie nicht im Burnout landen und
- dass die Zusammenarbeit zwischen Eltern und Fachkräften sowie innerhalb des Kita-Teams gut läuft.
Vorteile starker Beziehungen in der Kita
Für Kinder
Kinder fühlen sich sicher und geborgen, wenn sie wissen, dass sie von ihren Betreuer*innen ernst genommen und respektiert werden. Durch eine enge Beziehung entsteht Vertrauen, und die Kinder können sich frei entfalten, Neues entdecken und lernen. Pädagogische Fachkräfte, die eine starke Beziehung zu den Kindern aufbauen, erkennen ihre individuellen Bedürfnisse und Gefühle und können ihnen dabei helfen, ihre Fähigkeiten zu entwickeln und Herausforderungen zu bewältigen. Sie ermöglichen es den Kindern, sich wohlzufühlen. Starke Beziehungen schaffen eine unterstützende Umgebung, in der Kinder lernen, wachsen und sich entfalten können.
Für Eltern
Eltern fühlen sich wertgeschätzt und ernst genommen, wenn sie in den Kita-Alltag einbezogen statt vor die Tür gestellt werden. Die meisten Eltern wollen teilhaben, Kita soll keine Blackbox sein. Eine gute Zusammenarbeit zwischen Eltern und Betreuer*innen schafft gegenseitiges Vertrauen, Motivation und Unterstützung.
Für Fachkräfte
Eine positive Arbeitsatmosphäre und ein kooperativer Umgang miteinander tragen dazu bei, dass die Kita ein Ort ist, an dem sich alle wohl fühlen und gemeinsam an einem Strang ziehen. Ein starkes Team kann besser auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen und Konflikte konstruktiv lösen.
„Starke Beziehungen bilden das Fundament für einen erfolgreichen und stressfreien Kita-Alltag. Wenn alle Beteiligten eine positive Beziehung zueinander haben, können sie wertschätzender kommunizieren, Missverständnisse vermeiden und gemeinsam an Lösungen arbeiten.“
Stefanie von Brück, Expertin für Eingewöhnung, Kita und Familie, ehem. Lehrerin für pädagog. Fachkräfte
5 Wege wie starke Beziehungen Brücken bauen, um den Kita-Alltag zu erleichtern
(1) Offene Kommunikation:
Eltern, Erzieher und Kinder sollten regelmäßig miteinander reden, um Bedürfnisse, Wünsche und Fortschritte zu besprechen. Offene Gespräche ermöglichen es allen Beteiligten, besser aufeinander einzugehen und Herausforderungen gemeinsam zu bewältigen.
Am besten geeignet sind hierfür die (fast) täglichen Tür- und Angelgespräche beim Bringen bzw. Abholen des Kindes
(2) Vertrauen aufbauen:
Eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Eltern und Erzieher*innen ist entscheidend, das beginnt bereits in der Eingewöhnung. Eltern sollten darauf vertrauen können, dass ihre Kinder in der Kita gut betreut werden, auch wenn sich die Tür nach dem Verabschieden geschlossen hat. Und pädagogische Fachkräfte sollten Vertrauen in die Eltern haben, dass sie ihr Bestes für das Wohl des Kindes tun.
Das gegenseitige Vertrauen ist erstmal eine Haltungsfrage. Oft genannt wird hier der “Vertrauensvorschuss”, den Eltern haben sollen und Fachkräfte einfordern. Ja, das stimmt. Auch, aber nicht nur. Mindestens genauso wichtig sind die tatsächlichen Erfahrungen, die das entgegengebrachte Vertrauen auch beweisen!
(3) Zusammenarbeit und Partizipation:
Durch gegenseitige Unterstützung können sowohl die Kita-Teams an sich als auch die Eltern und Fachkräfte gemeinsam den Alltag in der Kita angenehm gestalten und auf individuelle Bedürfnisse eingehen. Indem alle Beteiligten an einem Strang ziehen und sich nicht gegenseitig als “Störenfriede” betrachten, können sie gemeinsam eine positive Umgebung schaffen, in der sich Kinder gut aufgehoben fühlen und ihre Entwicklung optimal unterstützt wird.
(4) Wertschätzung zeigen:
Anerkennung und Wertschätzung für die Arbeit der Erzieher*innen seitens der Eltern und umgekehrt Anerkennung und Wertschätzung für die Arbeit der Eltern seitens der pädagogischen Fachkräfte tragen zur Stärkung der Beziehung bei.
(5) Offenheit für Feedback:
Eltern sollten offen sein für das Feedback der pädagogischen Fachkräfte und Erzieher*innen sollten offen sein für das Feedback der Eltern! Beziehung ist eine Brücke auf der man sich begegnen kann. Weder die eine, noch die andere Seite ist besser/schlechter.
Eine konstruktive Rückmeldung ermöglicht es, Herausforderungen anzugehen und die Qualität der Betreuung zu verbessern. Dazu braucht es manchmal ein bisschen Mut, aber es lohnt sich auch zu sagen, wenn was nicht gut läuft. Denn wenn es (respektvoll) ausgesprochen ist, wird es meistens leichter.
Wie Beziehungen zwischen Kindern, Eltern und pädagogischen Fachkräften in der Eingewöhnung stark werden, zeige ich im Happy Kita Start Begleitprogramm und in meinem Buch „Auf ins Kita Abenteuer“. Schau rein, wenn du dir eine beziehungsstarke Eingewöhnung wünschst.
Und wie sie auch danach weiterhin stark bleiben, zeige ich in der Happy Kita Family Community. Dort geht es aber nicht nur um den Kita- sondern auch um den beziehungsstarken Familien-Alltag. Schau doch mal vorbei, wenn dein Kind schon in die Krippe, Kita oder Kindertagespflege geht.
Und wenn du in Krippe, Kita oder Kindertagespflege arbeitest, dann komm gern zu einer meiner Fortbildungen für pädagogische Fachkräfte. Dort fokussiere ich mit dir die beziehungsstarke, brückenbauende Haltung und gebe in der Praxis leicht umsetzbare Tipps.
Bleib beziehungsstark. Deine Stefanie