Der Moment, in dem Eltern ihr geliebtes Kind in die Kinderbetreuung geben, ist oft von gemischten Gefühlen begleitet. Sie wünschen sich, dass die Kita ein sicherer und liebevoller Ort für ihre Kleinen ist, doch immer wieder tauchen Gewissensbisse auf, weil das Kind in die Kita kommt. Herzklopfen, Zweifel und Fragen machen sich breit: Ob die Bedürfnisse des Kindes auch ernst genommen werden? Aber was ist mit den Bedürfnissen der Eltern? Wie kann das zusammen passen? Kann man überhaupt eine gute Entscheidung in der Betreuungsfrage treffen?
Und was hat das mit einem Tisch, einem Hocker und einem Stuhl zu tun?
Gewissensbisse, weil dein Kind in die Kita kommt?
- „Mein Kind geht erst mit 3 Jahren in die Kita.“
- „Mein Kind muss leider mit 11, 14, 18, 22, 27, … Monaten schon eingewöhnt werden.“
- „Ich hab so viele Studien gelesen, ich weiß gar nicht mehr, was richtig ist.“
- „Es ist eine große Kita mit 80 Kindern.“
- „Es ist eine große Kita mit 150 Kindern.“
- „Ich werde meinem Kind zu Hause gar nicht mehr gerecht, es braucht jetzt andere Kinder.“
- „Mein Kind soll nur bis mittags in die Betreuung gehen.“
- „Mein Kind wird 8 Stunden täglich betreut.“
- „Spielgruppe ist nur 2-3x die Woche.“
- „Ist ein Pausentag ok oder sollte mein Kind 5 Tage die Woche in die Kita?“
- „Eigentlich bin ich noch mit dem Baby zu Hause, mein Kind müsste eigentlich gar nicht in die Kita gehen.“
- „Ich würd gern wieder arbeiten, aber mein Kind will nicht in die Kita.“
- „Meine Akkus sind alle, ich brauch ne Pause. Aber ich liebe mein Kind.“
- „Bin ich egoistisch, wenn mein Kind in die Kita soll?“
Das sind nur ein paar Sätze, die ich von Eltern, zugegeben hauptsächlich von Müttern, lese oder höre. Sie schreiben mir auf Instagram oder Emails, wenn der Zeitpunkt der Eingewöhnung immer näher rückt. Aber oft auch schon Monate oder ein jahr im Voraus. Das schlechte Gewissen ist in fast jeder Zeile zu spüren, in fast jedem Satz zu fühlen.
Es sind vor allem Mütter, die ein schlechtes Gewissen wegen der „Fremdbetreung*“ ihrer Kinder haben. Sie zermartern sich den Kopf, ihr Mutterherz zerspringt beim bloßen Gedanken an die Eingewöhnung. Viele sind auch vorfreudig und zuversichtlich, aber auch sie werden von Gewissensbissen eingeholt, wenn die Eingewöhnung nicht flutscht, sondern doch schwieriger läuft als erhofft.
Stefanie von Brück, Expertin für Eingewöhnung, Kita und Familie
(*Korrekt heißt es außerfamiliäre Kinderbetreuung, klingt gleich ganz anders, stimmt´s?)
Was Tisch, Hocker und Stuhl mit Bedürfnissen und Kinderbetreuung zu tun haben
Du hast mit deinem Kind die Elternzeit erlebt, das ist etwas sehr Besonderes. ❤
Ihr seid eng verbunden, habt unzählige intensive Momente miteinander verbracht. Vielleicht seid ihr auf Schritt und Tritt fröhlich durch den Alltag gehüpft, vielleicht war es auch (manchmal) anstrengend.
Irgendwann merkst du – dein KIND verändert sich.
Es wird größer, autonomer, mutiger, offener für andere. Es interessiert sich mehr für Kinder, will was anderes Spielen und schaltet neue „Features“ frei. Der nächste Entwicklungsschritt klopft an die Tür. Und du hast das Gefühl „Wo ist die Zeit nur hin? Sie werden so schnell groß…“
Und neben dem Staunen spürst du innerlich, dass du wehmütig wirst. Vielleicht auch traurig, unsicher, zweifelnd. Vielleicht hast du Gewissensbisse, weil dein Kind in die Kita kommt. Dann bist du wieder zuversichtlich, optimistisch, neugierig. Es sind zwei Gefühle, die das Ende der Elternzeit prägen.
Und die Veränderung klopft auch bei DIR an.
Vielleicht hast du die Rückkehr zur Arbeit geplant. Sehnst du dich nach mehr Freiraum für dich, um mal einen Gedanken in Ruhe zu Ende zu denken. Oder du freust dich auf „nur ein Baby“ zu Hause, was deine ungeteilte Aufmerksamkeit verdient hat. Vielleicht willst du eine neue Ausbildung, einen neuen Job finden oder auch einfach richtig gesund werden. Es gibt so viele Gründe, warum dein Kind in die familienergänzende Betreuung kommen soll.
Egal was auf dich zutrifft.
Bedürfnisse verändern sich. Und deswegen dürfen sich die Lebensumstände entsprechend anpassen.
Stefanie von Brück, Expertin für Eingewöhnung, Kita und Familie
Das gilt auch für die Betreuungsfrage!
Büro, Tisch, Hocker, Stuhl – ein Beispiel für sich verändernde Bedürfnisse innerhalb einer Familie
Dass ich seit Herbst 2022 ein externes Büro miete liegt daran, dass die Bedürfnisse in meiner Familie nicht mehr gut im Einklang waren. In einer 3-Raum-Wohnung sind die Möglichkeiten begrenzt, wenn man ein gemeinsames Arbeitszimmer für drei Personen hat. Da ich aber die meiste Zeit von allen an diesem Ort arbeitete, mussten sich mein Mann und unsere Kinder oft arrangieren. Aber auch ich war zunehmend mit der Situation unzufrieden, denn ich hatte gefühlt nie Feierabend. Unsere Bedürfnisse konnten nicht mehr so gut erfüllt werden, wir wollten mehr Platz für uns alle. Und es wurde Zeit für eine klarere Trennung zwischen Arbeit und Familie zu sorgen. Also war ich über ein Jahr auf der Suche nach einem bezahlbaren Büro.
Als ich dann in mein eigenes Büro eingezogen war, wollte ich unbedingt einen höhenverstellbaren Schreibtisch. Ich sitze seit Jahren ziemlich viel an einem ziemlich alten, antiken Schreibtisch. Jetzt wollte ich mehr Stehen und Sehen, wohin mich der veränderte Blickwinkel führen würde. Damit ich nicht bequem werde und am Ende doch nur sitze, habe ich mir einen Hocker gekauft. So konnte ich im Sitzen und an den Hocker angelehnt im Stehen arbeiten. Doch nach einer Weile tat mir der Po weh, denn der Hocker war nicht sonderlich bequem.
Zudem merkte ich, dass es bestimmte Aufgaben gibt, die ich gerne und problemlos im Stehen mache, wie zb alle Kita- und Eingewöhnungsberatungen und auch die Q+A Sessions im Happy Kita Start Begleitprogramm. Da kann ich mit Mimik und Gestik freier agieren und bin lebendig und brennend für mein Spezialgebiet.
Ich entwickle auch neue Ideen für Projekte oder mache meine Wochen-, Monats- und Jahresplanung im Stehen.
Es gibt aber auch Aufgaben auf die ich mich anders konzentrieren und fokussieren muss: Buchhaltung zum Beispiel oder auch diesen Blogartikel hier schreibe ich im Sitzen. Deswegen habe ich den Hocker abgeschafft und mir einen normalen Schreibtischstuhl gekauft.
Jetzt kann ich bequem ohne Hocker im Stehen arbeiten, wenn ich es brauche und bequem im Sitzen arbeiten, wenn ich es brauche.
Und genauso ist es auch mit Kinderbetreuung, die kannst du so gestalten, wie du es brauchst:
bedürfnisorientierte Kinderbetreuung ohne Gewissensbisse
Drei Impulse für dich:
✔ Nimm die Bedürfnisse deiner Familie ehrlich! in den Blick. Die deines Kindes, aber auch deine eigenen!
✖ Schau nicht nach links und rechts, wie andere Eltern die Betreuungsfrage handhaben.
✔ Finde eine Betreuungslösung, die zu dir, deinem Kind und zu euch als gesamte Familie passt. Die Bedürfnisser aller Familienmitglieder sind wichtig und es ist eure Aufgabe als Eltern, diese möglichst gut in Einklang zu bringen.
Es geht nur um euch!
Stefanie von Brück, Expertin für Eingewöhnung, Kita und Familie
Egal AB WANN und WO und WIE LANGE wöchentlich oder täglich dein Kind in die Betreuung geht:
es ist eine familienindividuelle Entscheidung.
Triff sie ohne schlechtes Gewissen!
Diese Entscheidung ist nicht leicht, das weiß ich nur zu gut. Du denkst vielleicht, es geht nur dir so. Doch sei dir sicher: du bist nicht allein.
Ich habe hunderte von Mamas*Eltern beraten und alle stellen sich ähnliche Fragen und hadern mit einem schlechten Gewissen. Aber es geht auch leicht.
Wenn die Eingewöhnung und die folgenden Kita-Jahre zu positiven Erlebnissen werden, gibt es keinen Grund für Gewissensbisse.
Familien finden die unterschiedlichsten Lösungen für die Betreuungsfrage. Es gibt kleine und große Gruppen; Krippe, Kindergarten und Tagesmutter*vater. Manche Kinder kommen mit 1, manche mit 2 oder 3 Jahren in die Betreuung und manche sind noch älter. Einige Kinder gehen nur vormittags in die Kita, andere sind bis nachmittags dort. Viele Kinder gehen 5 Tage die Woche, manche nur 2 oder 3 Tage die Woche in die Betreuung.
All das ist wertfrei. Und es ist gut. Wenn es den Kindern gut geht.
Damit das gelingt bin ich als Expertin und Beraterin für Kita und Eingewöhnung im Happy Kita Start Begleitprogramm fest an deiner Seite.
Bleib beziehungsstark.
Deine Stefanie
PS: Wenn du magst, kannst du dir den Vergleich mit Tisch, Hocker und Stuhl auch nochmal als Video auf Instagram anschauen.