Happy Kita unterwegs – Geschichten aus der Fortbildungspraxis
Manchmal liegen die spannendsten Fortbildungen direkt vor der Haustür. Ich bin ja inzwischen europaweit in Kitas unterwegs. Aber diesmal war es ausnahmsweise keine lange Anreise – ich konnte ganz entspannt mit dem Fahrrad hinfahren. Besonders gefreut habe ich mich, weil die Anfrage aus der Kita selbst kam, nachdem sich in der Stadt Leipzig herumgesprochen hatte, dass ich die Expertin für bindungssichere und beziehungsstarke Eingewöhnung bin. Solche Empfehlungen sind für mich immer ein echtes Kompliment.

Eingewöhnung unter Druck
Leider war es kein kompletter Fortbildungstag, sondern eine kompakte Teamsitzung von zwei Stunden. Trotzdem: Wir haben die verfügbare Zeit intensiv genutzt!
Schon beim Einstieg mit den typischen Mythen rund um Eingewöhnung kamen wir direkt in die Tiefe. Die Fragen und Herausforderungen aus dem Krippenalltag waren sofort spürbar: knappe Eingewöhnungszeiten, Personalausfälle, viele Erwartungen von Eltern aber auch Träger – und das Gefühl der Erzieherinnen, ständig „zu rotieren“.
Eine spannende Frage war: Sind Kinder im Alter von 12 bis 14 Monaten überhaupt bereit für die Kita? Wir haben also über die Dimensionen von Kita-Bereitschaft gesprochen (so wie ich sie in meinem Buch „Auf ins Kita Abenteuer“ auch darstelle).
Kurz gesagt: es gibt keine pauschale Antwort darauf. Eine individuelle Einschätzung ist extrem wichtig.
Jedes Kind, jede Familie. jede Fachkraft und jede Kita ist anders.
Natürlich kamen auch die Klassiker auf den Tisch: Gehört Weinen dazu? Und: Wie geht Beziehung und Bindung im Kita-Alltag überhaupt zusammen?
Und im Rollenspiel haben wir gemeinsam herausgearbeitet, welche Informationen Eltern wirklich brauchen, bevor die Eingewöhnung startet. Das Ergebnis des Krippen-Teams: Das Erstgespräch braucht ein Update, damit Eltern besser vorbereitet sind und die Eingewöhnung stressfreier gelingen kann.
Wie „tragen“ wir Kinder, die sehr viel klammern?
Als besonders herausfordernd schilderten die Krippenerzieherinnen die Situationen mit Kindern, die extrem viel Körperkontakt brauchen und sofort weinen, wenn sie abgesetzt werden. Dieses emotionale Tragen ist kräftezehrend.
Ich hab einen Plan entwickelt, wie die Bezugserzieherin weiter verlässlich für diese Kinder da sein kann – und wie gleichzeitig auch andere Fachkräfte Bindung aufbauen können ohne dass das Kind sofort gezwungen wird, sich von den Kolleginnen betreuen zu lassen.
Zur Sprache kam aber auch das körperliche TRAGEN und warum es nicht nur für die Kinder emotional wichtig ist, sondern auch warum es wesentlich effektiver und langfristig stressfreier für die Fachkräfte ist:
Wenn ein Kind 20 min in der Tragehilfe auf dem Rücken der Erzieherin kuscheln und gucken kann, dann kann sich sein innerer „Tank“ schneller füllen, weil es nicht ständig abgesetzt wird und erneut darum kämpfen muss, wieder auf den Arm hochgenommen zu werden.
Und ganz nebenbei: Tragen ist für den Rücken der Fachkraft oft gesünder, als Kinder immer wieder hoch- und runterzuheben und die Hüfte schief zu kippen, während man es rumschleppt.
GROßE Kita – kleine Schritte
Was mir beim Rundgang durch das Gebäude aufgefallen ist: In dieser wirklich großen Kita mit über 160 (zukünftig ca. 200) Kindern, gibt es eine eigene Etage für diejenigen Kinder, die mit dem offenen Konzept noch nicht zurechtkommen.
Wie eine Übergangsfrist bei der Einführung neuer Gesetze dient diese Etage dazu, den Kindern eine angemessene Zeit zur Anpassung an die neuen Regelungen zu geben. Sie kommen aus dem behüteten Krippenbereich in die große Welt der Drei- bis Sechsjährigen. Nicht jedes Kind kann das sofort und steckt den Trubel im offenen Konzept weg.
Das ist ein wirklich bedürfnisorientierter Ansatz, der zeigt: Auch große Einrichtungen können individuell begleiten – wenn sie sich bewusst dafür entscheiden.
Viele Kinder und trotzdem der Versuch jedes einzelne Kind im Blick zu behalten.
Das bleibt, wie in jeder Einrichtung, ein Prozess. Beim Kita-Start genauso wie im Kita-Alltag.
Aber die Erzieherinnen sind auf dem Weg zu einer bindungssicheren und beziehungsstarken Eingewöhnung. Und jeder kleine Schritt zählt.
Du möchtest dein Kita-Team auch fortbilden und mit mir die nächsten Schritte gemeinsam gehen?
Hier findest du alle Infos zur Fortbildung Eingewöhnung.
Beziehungsstarke Grüße
Deine Stefanie