Liebe geht durch den Magen – gilt das auch für die Kita-Eingewöhnung? JA, na klar. Denn Kummer oder Trennungsschmerz kann unseren Kindern (oder uns) auch auf den Magen schlagen.
Was bedeutet es also, wenn ein Kind in der Krippe, Kita oder im Kindergarten gerne isst. Und müssen sich Eltern Sorgen machen, wenn ihr Kind in der Betreuungseinrichtung (noch) nichts essen will?
Mein Kita-Kind will (noch) nichts essen oder trinken – Was kann ich tun?
Diese Frage beantwortet Katharina Dreier, Mama von 3 (wählerischen) Kindern und Expertin für gesunde & stressfreie Familien-Ernährung.
Sie ist heute in meinem Blog zu Gast, denn dieses Interview ist eine Ergänzung zu meinem Buch „Auf ins Kita-Abenteuer: Wie du dein Kind sicher und entspannt durch die Eingewöhnung begleitest“.
Im Blogartikel findest du typische Aussagen von Eltern, die ich in meinem Happy Kita Start Begleitprogramm immer wieder lese und die Fragen der Eltern aus meiner Pädagoginnensicht beantworte. Aber heute lasse ich mal Katharina als Expertin zu Wort kommen.
„Wir haben Dienstag letzte Woche mit dem Mittagessen begonnen, was super funktioniert hat. Am Donnerstag kam das Frühstück dazu, war auch kein Problem.“
„Zum Abschluss wollte Kind im Flur noch etwas essen und erstmal nicht gehen.“
„Heute das 1. Mal direkt um 9 Uhr gekommen und Frühstück mitgemacht. Hat gut geklappt und mein Kind hat toll mitgegessen und ist bei der Bezugserzieherin geblieben. Mama saß in der Ecke in Sichtweite.“
Katharina, warum ist es ein gutes Zeichen, wenn Kinder in der Eingewöhnung essen und trinken?
Wenn Kinder in der Eingewöhnung essen und trinken, dann ist das in der Regel ein Zeichen dafür, dass sie sich in der Einrichtung und der neuen Umgebung sicher und wohl fühlen. Es zeigt, dass sie den Betreuer:innen vertrauen und dass sie sich sicher genug fühlen um essen zu können.
Denn essen hat in „Gefahrensituationen“ keine Priorität. Fühl sich das Kind also unsicher und unwohl oder vertraut den Betreuer:innen nicht, dann wird es dort nicht essen wollen. Allerdings liegt es nicht immer an einem fehlenden Vertrauen, wenn Kinder in der Einrichtung nicht essen wollen. Es gibt auch Kinder, die aus anderen Gründen und trotz sehr guter Eingewöhnung Schwierigkeiten haben in der Einrichtung zu essen.
Doch auch solche Erlebnisberichte aus der Eingewöhnung kommen oft vor:
„Es ist kurz nach 11 Uhr, mein Kind will stillen, ich vermute Hunger. Mittagessen gibt es in der Kita erst um 12 Uhr. Wir gehen mit Bezugserzieherin in die Nachbargruppe (es ist dort ruhiger) und sie bietet meinem Kind Banane an (liebt es). Mein Kind reicht sie im Wechsel mir und ihr aber isst nicht.“
„Heute wollten wir uns beim essen dazusetzen. Mein Kind ist erst mitgekommen, aber hinsetzen wollte es sich nicht. Mein Kind hat ziemlich schnell begonnen zu weinen und wollte weg als ich es gebeten habe sich hinzusetzen.“
Katharina, was rätst du Eltern, wenn ihr Kind in der Betreuung nichts oder kaum etwas isst bzw. trinkt?
Wenn das Kind zuhause keine Probleme mit dem Essverhalten zeigt und dies nur in der Betreuung auftritt, dann braucht das Kind wahrscheinlich einfach etwas mehr Zeit und Geduld um ankommen und vertrauen zu kommen. Hier hilft es nichts, in irgendeiner Form Druck auf das Kind auszuüben.
Die Eltern und Betreuer:innen sollten in engem Kontakt stehen und das Kind zugewandt unterstützen ohne es zu bedrängen. Je nach Alter des Kindes sollten die Eltern auch das Gespräch mit dem Kind suchen und es fragen, was ihm helfen würde, in der Einrichtung zu essen. Das Kind sollte, wenn es möchte die Möglichkeit haben, an den Mahlzeiten teilzunehmen, ohne etwas essen zu müssen, wenn es nicht will.
Offene Kommunikation zwischen Betreuer:innen, Eltern und Kind sind hier sehr wichtig. Und viel Geduld und Verständnis fürs Kind können diesem helfen sich in seinem Tempo auch dem Essen in der Einrichtung zu öffnen.
Aber was ist, wenn Zeit und Geduld nicht ausreichen und das Kind ein sogenannter „Picky Eater“ ist?
„Plan: Morgen und Freitag das erste Mal inkl. Mittagessen bis 12:15 Uhr. Danach dann Stück für Stück Verlängerung bis 14 Uhr. Dort zu essen wird mein Kind wahrscheinlich nicht gut finden, weil es sehr ausgewählt und „sensibel“ beim Thema Essen ist.“
Katharina, was sind deine drei besten Tipps, um auch ein wählerisches Kind einzugewöhnen?
Ein Kind einzugewöhnen, dass ein wählerisches Essverhalten zeigt kann für alle Beteiligten stressig sein. Oftmals haben die Eltern die Hoffnung, dass das Kind in der Einrichtung besser essen wird, wenn es mit anderen Kindern in seinem Alter gemeinsam isst. Und ja, das kann manchmal so sein. Doch leider nicht immer.
Bei Kindern bei denen sich das Essverhalten durch den Kitastart eher verschärft als verbessert lohnt es sich in der Regel einen genaueren Blick auf die Ursachen zu werfen, denn oft steckt hier mehr dahinter als das typische und altersgerechte wählerische Essverhalten von Kleinkindern.
Um wählerische Kinder zu unterstützen sollte der Übergang möglichst langsam gestaltet werden, um dem Kind Zeit zu geben sich an die Einrichtung zu gewöhnen, bevor es dort essen muss. Gerade bei wählerischen Kinder ist eine offene Kommunikation mit den Betreuer:innen von großer Bedeutung. Alle sollten beachten, dass das Kind zu keinem Zeitpunkt gedrängt werden sollte etwas zu essen oder zu probieren, denn dies würde das Problem in der Regel nur verstärken.
Stattdessen sollte der Blick auf die kleinen Fortschritte gelenkt werden, die das Kind im Laufe der Zeit macht. Dies kann sein, dass es mit am Tisch sitzen kann bei den Mahlzeiten, akzeptiert, das etwas auf seinem Teller liegt, evtl. mit diesem „interagiert“, es also zum Beispiel anfasst und genau betrachtet, daran riecht und schlussendlich vielleicht sogar probiert. All das sind kleine Meilensteine, die beachtet und gefeiert werden dürfen.
Bei sehr selektiven Kindern kann es sinnvoll sein zunächst eigene, vertraute und „sichere“ Lebensmittel bzw. Gerichte mit den die Betreuung zu geben, damit das Kind nicht hungern muss, wenn es das Essen in der Einrichtung nicht essen will bzw. kann. In solchen Fällen ist es aber auch abgesehen von der Eingewöhnung sinnvoll, sich Unterstützung bei einer Fachkraft mit Erfahrung im Umgang mit selektivem Essverhalten zu suchen.
DANKE, Katharina! Das war hilfreich. Prima 🙂
Gut zu wissen:
Wenn du dir mehr Informationen über und Unterstützung für gesundes Essverhalten bei deinem Kind wünschst OHNE dass das Thema Essen mit Druck und Streit verbunden ist, dann schau gern hier bei Katharina auf die Webseite oder ihren Instagram-Kanal.
Alles was du über Eingewöhnung wissen musst, findest du in meinem Buch „Auf ins Kita-Abenteuer“
