Kinder haben ein Recht auf freie Tage. Eltern auch. – Pausentage. Die Retter vor der Not.

23. Jan 2020 | Blog, Kita- und Familien-Alltag | 1 Kommentar

„Ich bin echt urlaubsreif…“ höre ich Eltern oft sagen. Zwischen Bedürfnisorientierung, Kita, Job, Haushalt, Einkaufen usw. jonglieren sie tagtäglich hin und her. Ein Kraftakt. Und wer über Vereinbarkeit von Familie und Beruf redet, sollte lieber mal ganz genau hinschauen, welchen Drahseilakt die meisten jungen Familien in der intensivsten Phase ihres Lebens tagtäglich balancieren. Im besten Fall tanzen sie, im schlechtesten Fall stürzen sie.

Auch Kinder haben einen täglichen „Job“. Auch wenn sie den ganzen Tag in der Kita oder Tagespflege „nur“ spielen. Kita und Schule ist wie Arbeiten. Und die meisten Erwachsenen wissen, wie anstrengend (und schön) arbeiten sein kann.

Kinder brauchen Ausgleich, um gut in Balance zu bleiben. Sie brauchen FREI.

Zeit für sich, ganz ohne Programm oder geplanten Aktivitäten. Auch sie wollen sich einfach mal in den Tag hinein treiben lassen, vor sich hin bummeln und die Zeit einfach fließen lassen. Selbst bestimmen, ob sie den Nachmittag mit der Familie, mit Freunden oder sich selbst genießen.

Ja, dafür gibt es das Wochenende, klar. Aber mal ehrlich: reichen dir zwei Tage zum Erholen? Und wie oft sind am Wochenende eben doch Besuche oder Ausflüge geplant? Oder müssen Einkäufe erledigt werden und die Kinder sollen mit.

Das Phänomen „Freizeit-Stress“

Tanzen, Turnen, Karate, Klavier, Ballett, Badminton, … wenn die Nachmittage von Kindern mit Hobbies durchgetaktet sind, bleibt nicht genug Zeit für´s Regenerieren und Dahintreiben lassen. Dann werden Kinder genauso getrieben vom Zeitplan wie wir Erwachsene. Und das tut uns schon nicht sonderlich gut, wieso sollte es für Kinder gut sein?

Die Dosis macht´s: Weniger ist mehr.

Dann musst du auch nicht ständig von A nach B fahren. Weniger Nachmittagstermine minimieren auch den Stress der Eltern. Win-Win.

Was du noch tun kannst, um deinem Kind die Balance für Anspannung und Entspannung zu ermöglichen und einen beziehungsstarken Familienalltag zu leben:

Wenn ihr die Urlaubstage für dieses Jahr plant, achtet auf genügend Puffer.

  • Urlaub MIT Kindern
  • freie Tage MIT Kindern (und ohne Termine!)
  • freie Tage OHNE Kinder.

Freie Tage ohne Kinder?

Ja!
Früher gab es einen Tag im Monat Haushaltstag. Also einen Tag frei, zum Erledigen von Haushalt, Terminen & Co. Genial.
Auch ein Tag zum ganz allein Ausruhen oder mal Mittagsessen gehen mit dem*r Partner*in, um ihm*ihr in die Augen zu schauen, anstatt wegen der Kinder den Rundumblick zu behalten.
Nutzt diesen einen Tag und ihr werdet weniger gestresst sein, die Wochenenden können freier gestaltet werden, die Nachmittage nach Arbeit und Kita auch. Ihr und die Kinder seid weniger krank.
Es ist eine Frage der Planung.

Pausentage – die Retter vor der Not

Nicht alle Eltern haben genügend Urlaub oder können aufgrund ihrer Arbeitsbedingungen ihren Urlaub nicht so frei planen. Wenn du also alle Möglichkeiten ausgeschöpft hast, dann gibt es noch Plan B, also Plan P.
P wie Pausentage.
Pausentage sind für dich und/oder für deine Kinder. Das sind Tage an denen du merkst, so langsam geht dir oder deinem Kind die Puste aus. Alles wird anstrengender, die Kinder werden lauter und bedürftiger, sie schwenken die Fahnen auf ihre Art und zeigen: „Hier, hallo, mach mal was. Für dich. Für mich.“

Bedürfnis-, bindungs- und beziehungsorientiert mit Kindern und sich selbst leben ist ein Spagat.
Und spätestens wenn die Kinder „nerviger“ werden und wir mehr „meckern müssen“, dann ist die elterliche Energie im Keller.
Akku leer. Vergessen aufzuladen.

Kindern geht es auch so, wenn Kita oder Schule oder Freizeit zu viel wird.

Wenn wir dann keine Pause einlegen, um die Batterien aufzutanken, dann werden wir oder die Kinder oft „richtig“ krank. Schließlich zeigt der Körper, dass er genug hat und „echte“ Kranktage braucht. Nur weil wir unserer Seele und/oder unserem Geist nicht vorher schon zugestanden haben, sich rechtzeitig auszuruhen und zu regenerieren.

Ein Pausentag von Arbeit, Kita oder Schule ist nicht „blau machen“. Es ist ein Akt der Fürsorge – sich selbst und den Kindern gegenüber.

Welcher Gedanke ploppt jetzt bei dir auf?

Hast du ein schlechtes Gewissen oder
kannst du die Bedeutung von freien Tagen für die seelische und körperliche Gesundheit bereits erkennen und umsetzen?

Auf ins Kita-Abenteuer. Das Bild zeigt das Cover des Elternratgebers der Autorin Stefanie von Brück zum Thema Eingewöhnung.

Wie finde ich die richtige Betreungseinrichtung? Wie läuft eine gute Eingewöhnung ab? Wann ist mein Kind bereit für die erste Trennung Wie viel Weinen ist ok? Dies und mehr beantworte ich in meinem Eingewöhnungs-Ratgeber „Auf ins Kita-Abenteuer“.

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Stefanie von Brück

Stefanie von Brück

ist Expertin für beziehungsstarke Eingewöhnung, Familie und Kita. In ihrem früheren Berufsleben hat sie als Lehrerin (Staatsexamen) für Sozialpädagogik, Ethik/Philosophie zukünftige pädagogische Fachkräfte ausgebildet. Heute

  • unterstützt sie online Eltern bei der Eingewöhnung ihrer Kinder und
  • begleitet sie anschließend durch die gesamte Kita-Zeit,
  • bildet deutschlandweit pädagogische Fachkräfte und Kita-Teams fort und
  • gründet ehrenamtlich einen Bildungscampus (eigene Kita und freie Schule) in Leipzig.

Als Pädagogin, Mutter und Visionärin steht sie für ein bedürfnisorientiertes, bindungssicheres und beziehungsstarkes Zusammensein zwischen Erwachsenen und Kindern in Familie UND Kita. Auch wenn nicht alles FriedeFreudeEierkuchen ist. Denn dann ist es am schwierigsten und gleichzeitig am wichtigsten.

Stefanie von Brück ist Vermittlerin zwischen Kind, Eltern und pädagogischen Fachkräften und hat stets das Beziehungsdreieck im Blick, so dass alle Beteiligten gleichwürdig respektiert werden.